Impfprogramm vor Start
Von Norbert Suchanek, Rio de JaneiroTrotz des Einsatzes von genetisch manipulierten sowie mit dem Bakterium Wolbachia künstlich infizierten Tigermücken und trotz des großflächigen Versprühens von Insektiziden in den Städten explodieren die Fallzahlen von Dengue-Infektionen in Brasilien.
Schätzungen des Gesundheitsministeriums zufolge könnte es in dem größten Land Lateinamerikas 2024 bis zu fünf Millionen Dengue-Fälle geben. Als eine der Ursachen für diese Rekordrate geben Forscher Klimafaktoren wie zunehmende Hitze und höhere Niederschläge an, durch die sich die Ägyptische Tigermücke (Aedes aegypti) leichter verbreiten kann. Allein in den ersten 15 Tagen dieses Jahres registrierten die Behörden fast 56.000 Dengue-Fälle. 2023 waren es im gleichen Zeitraum »lediglich« 26.801 Fälle, was einem Anstieg von mehr als 100 Prozent entspricht.
Laut Gesundheitsministerium könnte auch die Zahl der tödlich verlaufenden Erkrankungen in diesem Jahr noch ein deutlich höheres Niveau erreichen als im Vorjahr, in dem die bisher höchste Zahl an durch Dengue-Fieber verursachten Todesfällen verzeichnet wurde. 2023 erlagen von Januar bis Dezember 1.079 Menschen dem Fieber, wobei die gesamte Zahl noch höher liegen könnte, da 211 Fälle noch nicht offiziell bestätigt sind. 2022 waren es insgesamt 1.016 Todesfälle.
Der zentrale Westen Brasiliens gilt als die derzeit am stärksten von der Dengue-Epidemie betroffene Region. Hinzu kommen die Bundesstaaten Minas Gerais und Espírito Santo im Südosten sowie Paraná im Süden des Landes.
Zur Bekämpfung der ursprünglich aus Afrika eingeschleppten Tigermücke weiten die Behörden nun den Einsatz der Wolbachia-Methode auf mehrere Bundesstaaten aus. Dabei werden Millionen von künstlich im Labor mit dem Wolbachia-Bakterium infizierte Tigermücken in die Natur entlassen. Diese sogenannten »Wolbitos« sind dank Wolbachia nicht oder nur in geringerem Maße dazu fähig, den gefährlichen Dengue-Virus zu übertragen.
Außerdem hat die Regierung nun für Februar eine großangelegte Impfkampagne gegen das Dengue-Fieber angekündigt. Das rund 203 Millionen Einwohner zählende Brasilien wird damit das erste Land der Welt sein, das den neuen Impfstoff Qdenga des japanischen Herstellers Takeda über das öffentliche Gesundheitssystem verbreitet. Eine erste Lieferung von 750.000 von insgesamt 5,2 Millionen bestellten Impfdosen sei bereits in Brasilien eingetroffen, wie das Gesundheitsministerium Ende Januar bekanntgab.
Im Dezember hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mitgeteilt, dass Brasilien im Jahr 2023 das Land mit der weltweit höchsten Anzahl an Dengue-Fällen gewesen sei. Von den rund fünf Millionen im vergangenen Jahr weltweit von der WHO registrierten Infektionen seien allein 2,9 Millionen auf den lateinamerikanischen Staat entfallen.
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