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Aus: Ausgabe vom 15.11.2018, Seite 10 / Feuilleton
Droste

Wahre Tierrechte (36)

Von Wiglaf Droste

Pinky sagte und tat nichts, aber der eitle Grinsepapst kam richtig in Schweiß. »Du Drecksvieh! Und dein Besitzer ist noch viel schlimmer als du!« brüllte er, voll in Wallung, und stürzte sich auf Jochen. Sein unterhosenmodeltaugliches Gesicht war verzerrt und rot vor Wut, als er ausholte und mit der Faust brutal zuschlug. Jochens Nase blutete, er wollte sich zur Wehr setzen und hätte das auch gekonnt und getan, aber Melissas Stimme flüsterte: »Lass dich fallen! Schrei was du kannst! Wälz dich am Boden!« Wieder wurde Jochen klar, wie klug Melissa war; sie hatte quasi strategisch verdaut und das Ergebnis als Waffe benutzt. »Los! Mach mal richtig Drama!« ermunterte ihn Melissa, und so stöhnte, wimmerte und wälzte sich Jochen, als sei er mehr tot als lebendig. »Ssähr gutt«, lobte Don Domi von seinem Tribünenplatz im Körbchen, »besser ssogar nock allsse die Sswalben von de Spiellär von FC Sevilla gegen BVB in Dessämbär ßweitausendssehn«. Der alte Kater hatte ein Faible für Opern aller Art; was zählte, war die Inszenierung, und diese war ganz nach seinem Geschmack.

»Einen Arzt, ich will einen Arzt«, ächzte Jochen wie auf Bestellung, und, als wüssten sie, wann und wo sie gebraucht wurden, standen gleich zwei Ärzte in der Tür: Bela und Rod, Punks der würdigen Art, warfen einen Blick auf das Szenario. »Ob hier irgend jemand wohl ein kleines bisschen Haue gern hat?« fragte Bela. Rod nickte nur. »Sieht ganz so aus.« Er schien sich auf ein bisschen Sport zu freuen.

Fortsetzung folgt

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