Aus: Ausgabe vom 27.06.2009, Seite 16 / Aktion
Lektion 1: Friedensmission, Die (w.)

Erstes Opfer einer »Friedensmission« der NATO war 1999 die Bundesrepublik Jugoslawien. Die von Gerhard Schröder (SPD) und Joseph Fischer (Bündnis90/Die Grünen) geführte Regierung machte es möglich, daß Belgrad zum dritten Mal im 20. Jahrhundert von Deutschen bzw. mit deutscher Beteiligung überfallen wurde. Im Inland verteidigte Rot-Grün das 78 Tage und Nächte andauernde Verbrechen als »humanitäre Intervention«. Bei der »Friedensmission« wurden mehr als 1000 Menschen getötet (von der NATO nicht bestätigt, s.u.), mehr als 200000 Serben, Juden und Roma wurden aus der Provinz Kosovo auf Dauer vertrieben.
Mit der »Friedensmission« einher geht eine neue deutsche Sprachregelung: »Besatzer«, etwa in Afghanistan, werden von den politisch und militärisch Verantwortlichen und ihnen angeschlossenen Leitmedien als »Koalitionstruppen« bzw. »internationale Schutztruppe« bezeichnet. Bei der »Friedensmission« getötete Soldaten sollen fortan »Gefallene« genannt und als solche geehrt werden. Bei einer »Friedensmission« getötete Zivilisten werden offiziell zunächst dementiert, dann nicht bestätigt, später als Taliban, Terroristen oder Aufständische bezeichnet. Wenn es sich nicht mehr vermeiden läßt, werden sie schließlich als bedauerlicher »Kollateralschaden« anerkannt, für den allerdings der Gegner die Verantwortung trägt.
Auch bei zunehmender Eskalation der »Friedensmission« darf diese wegen Verwechslungsgefahr nicht »Krieg« genannt werden. Achtung: »Krieg« ist ein Al-Qaida-Begriff (Zusatz: Heiliger), wie das Verteidigungsministerium in Berlin erklärte (siehe jW vom 25. Juni). (rg)
Weiterführende Studienliteratur: »STOPP NATO!«, Konstantin Brand, Karl Rehbaum, Rainer Rupp,GRH e.V.(Herausgeber); »NATO-Geheimarmeen in Europa«, Daniele Ganser; erhältlich im Online-Shop: www.jungewelt-shop.de
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