Leserbrief zum Artikel Internationalismus: Kuba-Krise bei Linkspartei und ND
vom 06.02.2021:
Nichts gelernt
Heute, zehn Jahre später, dürfen wir eine Liedzeile von Hannes Wader paraphrasieren: »Viel herumgekommen, noch immer nichts gelernt.« Im Beschluss des Parteivorstands heißt es: »Für die Linke gilt, Menschenrechte sind universell, sie gelten für jede und jeden – überall!« Diesen Satz könnten alle US-Präsidenten, selbst die Toten, von George Washington bis Joe Biden locker unterschreiben. Was also hat den Parteivorstand in seiner Erklärung bewogen, dem Menschenrechtsbegriff einen Absolutheitsanspruch zu verleihen? Unter Ausblendung der gesellschaftspolitischen Realität und jeglicher sich im internationalen Raum spielender Konflikte ist der Begriff nichts mehr als eine hohle Worthülse (was auch auf das verwandte Begriffspaar »Demokratie« und »Freiheit« zutrifft).
Dass nun auch die Linke diesen zur klassenneutralen Phrase verkommenen Menschenrechtsbegriff auch auf Kuba ansetzt, wirft ein bezeichnendes Licht auf das intellektuelle Niveau dieser Partei. Sie müsste es doch sein, die verstanden hat, dass unter diesem Label der »Imperialismus gern seine Kriege rechtfertigt«, wie der DKP-Vorsitzende Patrick Köberle treffend bemerkt hat. Und mit seinen Sanktionen versucht, dem Karibik-Staat die Luft zum Atmen zu nehmen. Ulla Jelpke, innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, findet die Arroganz irritierend, mit der »der kubanischen Gesellschaft unterstellt wird, nicht demokratisch zu sein«. Das ist für mich noch etwas zu freundlich formuliert. Der Text der Erklärung bedient sich in einigen Passagen einer penetrant belehrenden Sprache, die mir allzu vertraut ist: Von der Mainstreampresse, den etablierten Parteien und vor allem von den Olivgrünen.