Leserbrief zum Artikel Internationalismus: Kuba-Krise bei Linkspartei und ND
vom 06.02.2021:
Luftige Regierungsträume
Kaum eine Woche später, am 23. Januar, verabschiedete der Parteivorstand einen scheinheiligen Beschluss »Solidarität mit Kuba« (jW 4.2.), der einen ungeheuerlichen Tabubruch der sozialistischen Partei im Umgang mit dem sozialistischen Kuba darstellt. Was hat den Parteivorstand bewogen, die »Karibische Unabhängige Bastion Amerikas« zu belehren, dass man »für eine Fortsetzung des Dialogs in Kuba mit kritischen Künstlerinnen und Aktivistinnen zur Demokratisierung der kubanischen Gesellschaft« eintrete? Das erfolgte mit dem Hinweis, dass die Menschenrechte nach Auffassung der Linken »universell« seien und für jeden und überall gelten würden. Wie soll Solidarität mit Kuba mit Forderungen nach Dialog mit von außen finanzierten Feinden der Kubanischen Revolution gehen?
Das »Diskussionsangebot« und der Parteivorstandsbeschluss werfen die Frage auf, was bezwecken beide Vorstöße? Ganz bestimmt nicht den Erfordernissen der sich weiter drehenden Welt zu entsprechen. Offensichtlich will man die Bereitschaft signalisieren, Verantwortung in einer Bundesregierung zu übernehmen. Diese Bereitschaft bekunden alle anderen Bundestagsparteien auch. Eine zerstrittene linke Bewerberin ist nicht von Nöten.
Ein weiteres Abdriften der Linkspartei in illusionäre Regierungsbeteiligungsträume auf Bundesebene stellt nicht nur ihr linkes Profil gänzlich in Frage, sondern gefährdet ihren Fortbestand als politische Oppositionskraft.