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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Arbeiterbewegung: Seien wir ehrlich vom 09.01.2019:

Bequem eingerichtet

Taugt der alte Ansatz mit der Klassenfrage noch als Lösungsansatz im 21. Jahrhundert? Ich befürchte, das wird nicht klappen ... Und wenn ich nachlese, wie die moderne Kapitalismuskritik das betrachtet, dann sehen die das längst auch so: https://www.exit-online.org/textanz1.php?tabelle=aktuelles&index=0&posnr=696. Der Ausgangsartikel von Hagen Bonn beschreibt das ja auch sehr anschaulich. Die Arbeiterschaft gafft auch der Suche nach dem besten Rabattangebot und Schnäppchen auf’s Smartphone und giert schon nach dessen Folgemodell … Man muss ja immer up to date bleiben. Ich selbst hab oft die Erfahrung im eigenen Umfeld machen müssen, dass die Leute es sich im System bequem eingerichtet haben. Früher Punk und gewettert gegen Spießer, heute selber einer, mit Eigentumswohnung und zusätzlicher Ferienwohnung in Strandnähe. Man ist halt selbst verstrickt ins Kapital. Man verdient ja damit sein »gutes Geld« und will es schaffen, auch noch den nächsten Kredit abzubezahlen. Das eigentliche Leben beginnt mit der Rente, falls man die noch gesund erreicht. Natürlich gibt es längst auch Leute, die aufgewacht sind und den Irrsinn kritisch reflektieren, ja die sogar bereit sind, persönliche Konsequenzen zu ziehen, auch wenn das ans eigene Portemonnaie geht. Gerade daran lässt sich messen, auf welcher Seite man steht. Ist man Bestandteil des Problems oder der Lösung? Die von Hagen Bonn angesprochene Theorie scheint da keine unwesentliche Rolle zu spielen. Gerade weite Teile der sogenannten »Linken« sind sehr theoriefeindlich. Nicht, dass man keine hätte. Nein, man klammert sich an Erkenntnisse von vorgestern und hat die letzten 30 Jahre schlicht verschlafen. Ohne eine radikale, kategoriale Kritik, die eine breite Öffentlichkeit erreicht, wird es wohl nicht gehen, Alternativen zur Form Kapital denkbar zu machen. Eine Revolution entsteht erst, wenn man Lösungen bringt. Die gibt es zwar längst, aber wer sucht schon danach im Netz? Arbeiterköpfe sind verklebt mit anderen Gedanken. Leider ...
Holger Roloff

Kommentar jW:

Dazu gab es eine Antwort:

Diese Meinung ist äußerst streitbar! Zuerst das Positive. Mir gefällt jede Meinung, die darauf abzielt, die effektivsten Lösungen zur Mobilisierung der Massen im Kampf gegen den nach wie vor menschenfeindlichen lmperialismus zu finden. Ich verstehe auch, dass sich manchem dieser äußerst komplizierte Prozess viel zu langsam vollzieht. Jetzt meine Kritik. Als Lösung bietet Herr Roloff in seinem Leserbrief »Bequem eingerichtet« an: »eine radikale, kategoriale Kritik, die eine breite Öffentlichkeit erreicht«.Was er damit meint, vor allem mit wem und wie er sie erreichen will, bleibt offen! Davor sieht er die Klassenfrage, also die führende Rolle der Arbeiterklasse, als überholt an, weil sie es sich in diesem System bequem gemacht habe! Einige seien aufgewacht! Der Linken wirft er vor, theoriefeindlich zu sein bzw. 30 Jahre verschlafen zu haben. So wie er haben Millionen Menschen gutgemeinte unterschiedliche Meinungen, die durch ihre Vielfältigkeit keine Lösung bringen! Das einzig Wahre ist (kein Bier!), ob man es wahrhaben will oder nicht, der Marxismus-Leninismus! Das, was viele nicht verstehen, ist, dass die führende Rolle der Arbeiterklasse mit einer einheitlichen marxistisch-leninistischen Partei in Deutschland, nicht nur die wichtigste Lehre der Novemberrevolution, sondern objektives Erfordernis für revolutionäre Veränderungen darstellt! Die Linke hat fast 30 Jahre bewiesen, dass sie mit ihrer antagonistischen, »klassenlosen«, aber intellektuellastigen Zusammensetzung und dem Drang ihrer Spitzenfunktionäre, finanzträchtige Posten in den Regierungen zu erhaschen, immer mehr ehrliche Wähler verliert! Hinzu kommt, dass die Kommunistische Plattform, wie Herr Roloff, die Notwendigkeit der führenden Rolle der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei nicht nur negiert, sondern als Hindernis im Kampf gegen die wachsende Weltkriegsgefahr und den Faschismus ansieht! Ich muss, was die Bewertung der »verwöhnten« Arbeiterklasse angeht, zwei wichtige Aspekte nennen:
1.) Die Klassiker weisen zu Recht darauf hin, dass sich die Rolle der Arbeiterklasse. nicht aus subjektiven, sondern aus objektiven Bedingungen ergibt!
2.) Die BRD hat bis heute noch keine zerstörerische Wirtschaftskrise erlebt, die wie in Frankreich zu breiten regierungsfeindlichen Überzeugungen und Aktivitäten führt!
Siegfried Kotowski

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  • Chapeau!

    Mutig, treffend und erquickend! Vielleicht einfach mal weniger »Fronten« aufmachen ... und mehr machen, als ausschließlich philosophieren. Denn die Arbeiterklasse wird zusehends arbeitslos bzw. ist fo...
    Ralf Roth
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