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Leserbrief zum Artikel Kommentar: Kein Kaiser noch Tribun vom 06.08.2018:

Warum keine solidarische Debatte?

Über Idee und Gedanken einer linken Sammlungsbewegung reden, solidarisch diskutieren, politisch links gemeinsam achtungsvoll zu streiten – was hindert eine politische Linke daran? Was könnte sie daran hindern, wenn sie das ist, was sie sein will, Vertreter der Interessen der Ausgebeuteten, Erniedrigten, Betrogenen und Orientierungslosen?
Unterschiedliche Meinungen – wo wäre es nicht normal, diese auszutauschen? Die Frage ist nur, wie das geschieht, wie persönlich feindselig das geführt wird, wie wenig offenbar einige der Sache, dem Ziel verbunden sind. In einer Linken solidarische Diskussion vorauszusetzen gehörte bisher zu meinem elementaren Verständnis. Wenn das Bild heute ein anderes ist und alle Medien des Klassengegners, der Kapitalvertreter, der Reichenlobby, der bürgerlichen Demagogen, was es sehr wohl gibt, ein leichtes Spiel wie nie haben, dann kommen langsam ganz andere Fragen in mir auf. Wenn auf dem Parteitag eine linke Berliner Senatorin sich in hysterischer Brüllerei persönlich gegen Wagenknecht wendet, so sagt das einiges, wo linke Politik in Berlin auch nicht sehr sozial und links dominant ist.
Wie kann ein Grundgedanke für eine Sammlungsbewegung nur abgelehnt, weggeschrien, ohne Argumentation abgetan werden, ohne dass er durch gemeinsame Überlegungen vielleicht zu einer Chance entwickelt wird? Hat Wagenknecht eine böse Absicht, oder ist es ein mieser Trick, ist etwas Feindliches oder Antikommunistisches dahinter zu vermuten? Welche Linken haben bessere Antworten und Lösungen angesichts der wachsenden großen Gefahren und einer unerträglichen Zersplitterung der Kräfte, deren gemeinsames Interesse dem kapitalistisch ungehemmt wirkendem System entgegensteht?
Warum dazu keine solidarische Diskussion? Was gibt es dagegen einzuwenden, zum »Aufstehen« aufzufordern, zum »Aufstehen« nicht nur unter Pegida, AfD und Co.? Wir wissen es doch sehr gut, dass unter deren Fahnen sich viele finden, die unter sie getrieben wurden, die mit ihren Sorgen und Ängsten keine anderen Ansprechpartner finden.
Wir wissen auch, dass wir das Flüchtlingsthema, Einwanderung und Asyl nicht eingeengt nur emotional humanistisch als Menschenrechtsthema sehen können. Wir erfahren täglich, was diese Gesellschaft von Menschenrechten immer schon gehalten hat. Unsere Menschenrechtsfrage kann und muss vor allem die Klassenfrage sein. Warum wird Wagenknecht dabei alleingelassen und nicht über das geredet, was vielleicht abzuwägen ist? Natürlich freuen wir uns über jede Gegenbewegung örtlich oder themenbezogen. Reicht das aus? Kann konkurrierender feindseliger Streit unsere Antwort sein? Nein! Solidarisch mit allen und jedem, dem das gemeinsame Ziel noch klar vor Augen und Sinn ist!
Roland Winkler
Veröffentlicht in der jungen Welt am 11.08.2018.
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