Leserbrief zum Artikel Kommentar: Kein Kaiser noch Tribun
vom 06.08.2018:
Ewige Nestbeschmutzerei
Liebe Leute, den Kommentar von Knut Mellenthin zur sogenannten linken Sammlungsbewegung empfand ich als sehr platt. Die darin verpackte Geringschätzung bedient herrlich jenes Clichée über Linke, nämlich dieses belehrende Besserwissen, dieses spaltend Konfrontative, diese ewige Nestbeschmutzerei. Erst mal dem Nächsten die Trueness und dann gleich den guten Willen absprechen: Selbstprofilierung im kleinen Kreis. Die »Sammlungsbewegung« scheint sich aktuell doch eher konstruktiv gestaltend einbringen zu wollen, also für etwas, z. B. für die Interessen der benachteiligten Mehrheit. Was bewegt den Autor also, gleich mal reinzuhacken? Bitte, ist eine Bewegung so schlimm? Wäre ein medialer Hype so schlimm? Da macht jemand was, und schon ist es falsch. Was schlagen Sie vor? Oder lieber beim Alten bleiben, sich humorlos an bekannten Feindbildern und der empörenden Ungerechtigkeit des Systems abarbeiten? Für Leute mit niedrigem Blutdruck sicher anregend, aber auf Dauer doch ermüdend. Der Vergleich mit thematisch eingegrenzten Protest- und Aktionsfeldern (Polizeigesetz, Seebrücke etc.) hinkt. Dass es so was gibt, ist toll, aber darf es auch andere, perspektivisch vielleicht längere Hebel geben? Zur letzten, ziemlich üblen Anspielung, Frau Wagenknecht sei Querfront, weil sie die gegenwärtigen Kapazitäten zur Flüchtlingsaufnahme begrenzt genannt hat ... Lieber Herr Mellenthin. Bitte gehen Sie doch mit gutem Beispiel voran.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 08.08.2018.