Institut: Neun von zehn Haushaltshilfen nicht angemeldet
Köln. Neun von zehn Haushaltshilfen in der BRD sind laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) nicht beim Staat angemeldet. Das betrifft über vier Millionen Haushalte, wie das IW am Dienstag mitteilte. Es wertete Zahlen aus dem sozio-oekonomischen Panel (SOEP) aus dem Jahr 2023 aus und fragte zudem in diesem Jahr nach den Gründen. Laut SOEP beschäftigten 2023 rund 4,4 Millionen Haushalte eine Hilfe fürs Putzen oder Einkaufen. Bei der zuständigen Minijobzentrale waren in dem Jahr aber nur 275.000 Hilfen angemeldet – nur rund acht Prozent. Die Haushaltshilfen erwirtschafteten im Jahr 2024 laut IW einen Umsatz von 8,6 Milliarden Euro.
Eine laut IW repräsentative Befragung aus diesem Jahr ergab, dass 34,5 Prozent der Befragten überzeugt davon waren, keine Schwarzarbeit zu betreiben. Es handle sich um Nachbarschaftshilfe, gaben sie an. Ein Viertel gab an, die Haushaltshilfe wolle keine Anmeldung. 16,5 Prozent machten keine Angabe von Gründen. 15,5 Prozent sagten, eine legale Beschäftigung sei zu teuer, 8,3 Prozent, sie sei zu kompliziert.
Gelegentliche Hilfe im Haushalt könne tatsächlich unversteuert vergütet werden, erklärte das IW. Bei regelmäßiger, bezahlter Unterstützung gehe das Gesetz aber von einer Gewinnabsicht aus – dann handelt es sich um eine illegale Beschäftigung. Angesichts durchschnittlicher Gehälter von knapp 180 Euro im Monat bei Stundenlöhnen von 15 bis 25 Euro dürfte das auf die meisten Fälle zutreffen.
Haushalte können Kosten für Putzen, Einkaufen, Gartenarbeit oder Kinderbetreuung von der Steuer abziehen. Bei einer Anmeldung bei der Minijobzentrale würden sie dank der Steuergesetzgebung oft weniger zahlen als bei Schwarzarbeit, erklärte das kapitalnahe Institut. Forderungen, Minijobs abzuschaffen, wies der IW-Spezialist Dominik Enste zurück. Ein Verbot sorge »für einen massiven Zuwachs an Schwarzarbeit«, erklärte er. Enste empfahl ein Gutscheinmodell wie in Schweden; es könne den Zugang zu legaler Beschäftigung erleichtern und illegale Geldströme verhindern.
Auch die frühere Ampel-Regierung hatte staatliche Gutscheine für Haushaltshilfen erwägt. Der damalige Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte mit einem solchen Modell auch den Schwarzmarkt bekämpfen wollen. (AFP/jW)
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