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Aus: Ausgabe vom 30.12.2025, Seite 5 / Inland
Schwacher Umsatz vor Feiertagen

Kein Weihnachtswunder für Galeria

Flaue Geschäfte bei angeschlagener Warenhauskette. 12.000 Beschäftigte in 83 Filialen bangen trotz Gehaltsverzichts um Jobs
Von Gudrun Giese
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Selbst in Leuchtturmfilialen mit verlässlicheren Umsätzen: Ziele nicht erreicht (Münster, 23.12.2025)

Wieder kommt Krisenstimmung bei der geschrumpften Warenhauskette Galeria (früher: Karstadt-Kaufhof) auf. Kurz vor Weihnachten berichteten verschiedene Medien über schlechte Zahlen für das aus noch 83 Filialen mit rund 12.000 Beschäftigten bestehende Unternehmen. Nach der Pleite des österreichischen Signa-Konzerns von Großspekulant René Benko, zu dem auch die Galeria-Warenhäuser gehörten, stand am Ende des Insolvenzverfahrens der Einstieg des US-amerikanischen Investors Richard Baker und des deutschen Unternehmers Bernd Beetz bei Galeria ab Sommer 2024. Die Chefs versprachen einen neuen Kurs. Doch im diesjährigen Weihnachtsgeschäft soll es nicht gut gelaufen sein, schrieben Manager-Magazin, Wirtschaftswoche und weitere Publikationen kurz vor den Feiertagen. Aktiencheck.de berichtete am 21. Dezember über »einen klaren Abwärtstrend: sinkende Kundenfrequenz, rückläufige Umsätze, schrumpfende Bruttomargen«. Auch Rabattaktionen zeigten keinen Erfolg, so dass sich die Frage stelle, ob das Unternehmen wieder in den Krisenmodus rutsche.

Der Anfang nach der Übernahme des entschuldeten Warenhausunternehmens habe sich noch hoffnungsvoll angelassen. Vor allem dank erheblicher Kostensenkungen, die auch durch Vermietungen von Flächen an Fremdfirmen erzielt wurden, verbuchte Galeria einige Monate nach dem Neustart erstmals seit mehr als zehn Jahren einen operativen Gewinn. Dabei sollen laut Aktiencheck.de alle verbliebenen 83 Filialen schwarze Zahlen geschrieben haben. Vorteilhaft für das Management dürfte auch die Lohnsenkung durch die Hintertür gewesen sein, denn die Tarifverhandlungen mit Verdi stagnieren. Galeria-Beschäftigte erhalten längst deutlich geringere Gehälter als Einzelhandelskollegen in tarifgebundenen Unternehmen. Auftrieb sollte auch eine neue Leitung ins Unternehmen bringen. Nachdem der in Sachen Galeria erfahrene Olivier van den Bossche im Frühjahr gehen musste, kamen Tilo Hellenbock als Chef fürs operative Geschäft und Christian Sailer als Finanzboss an die Unternehmensspitze. Der zuvor für den Vertrieb zuständige Hellenbock verbreitete noch Mitte Dezember Optimismus im Interview mit der Lebensmittelzeitung, wo er vortrug, dass Galeria zwar in einem schwierigen Markt bestehen müsse, aber »eine viel bessere Ausgangslage« als andere Händler hätte, »weil wir in den vergangenen Insolvenzen unser Filialportfolio bereinigen und unsere Kostenstruktur schärfen konnten«. Man sei auf einem guten Weg, befand er.

Doch der Blick in die neusten Zahlen spricht wohl eine andere Sprache. Ausgerechnet im letzten Quartal des Jahres, das im Handel der Absicherung des Jahresergebnisses diene, so Aktiencheck.de, sei Galeria unter Druck geraten. Interne Tagesberichte wiesen Umsatzrückgänge von bis zu 14 Prozent an einzelnen Verkaufstagen aus. Seit Beginn des Geschäftsjahres im Oktober hätte sich das Minus auf knapp neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr summiert. Selbst in den Leuchtturmfilialen mit verlässlicheren Umsätzen seien die Ziele nicht erreicht worden. Auch Rabattaktionen mit Preisreduktionen bis zu fünfzig Prozent hätten nicht die erwünschte Wirkung bei der Kundschaft gezeigt. In Zeiten des superbilligen Onlineshoppings bei Amazon, Temu und Shein hätten klassische Aktionen im stationären Handel keinen großen Effekt mehr, berichteten Warenhausbeschäftigte.

Neben den Umsatzrückgängen plagt Galeria das Thema Liquidität: Eigentlich wollte das Management zum Jahresende rund 175 Millionen Euro frei verfügbare Mittel vorweisen können, um Rücklagen für das noch umsatzschwächere Frühjahr zu haben. Die Zielmarke war bereits auf 110 Millionen Euro heruntergesetzt worden, wobei Insider bezweifelten, dass dieser Wert erreicht worden sei. Das Minimum an freier Liquidität, das Galeria gegenüber Warenkreditversicherern vertraglich einhalten muss, liegt bei 60 Millionen Euro und soll im Herbst nur knapp eingehalten worden sein. In den nächsten Wochen wird sich zeigen, ob Galeria aus eigener Kraft aus dem Krisenmodus gelangt oder eine weitere Insolvenz droht.

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