Niederlande: Minderheitsregierung absehbar
Den Haag. Gut sechs Wochen nach der Parlamentswahl steuern die Niederlande auf eine Minderheitsregierung zu. Linksliberale, Christdemokraten und Rechtsliberale wollen über die Bildung einer Koalition verhandeln, teilte der vom Parlament ernannte Sondierer Sybrand Buma mit. Die drei Parteien sollten über eine Grundlage für eine »stabile Regierung« verhandeln, hieß es.
Buma hatte drei Wochen lang die Chancen einer Koalition ausgelotet und gemeinsam mit der linksliberalen D66 und der christdemokratischen CDA ein Grundlagenpapier für eine Koalition erarbeitet. In seinem Abschlussbericht empfiehlt er, auch Gespräche mit anderen Fraktionen zu führen. Er sehe aber zur Zeit »keine Möglichkeit für eine Koalition mit einer stabilen Mehrheit im Parlament«, sagte Buma.
Bei der Wahl vom 29. Oktober wurde die linksliberale D66 mit ihrem Spitzenkandidaten Rob Jetten stärkste Kraft. Doch sie braucht mindestens drei Partner für eine Mehrheit. Das Parlament ist stark zersplittert. Nach der Wahl zogen 15 Parteien in die Zweite Kammer. Die Bildung einer Regierung dauert in den Niederlanden traditionell sehr lange. Nach der vorigen Wahl 2023 waren es etwa sieben Monate.
Die rechtsliberale VVD will nun auf der Basis des Grundlagenpapiers mit D66 und CDA verhandeln. Das mögliche Dreier-Bündnis hätte 66 der 150 Sitze in der Zweiten Kammer. Es müsste also mit wechselnden Mehrheiten aus der Opposition regieren. Die VVD blockierte eine Zusammenarbeit mit dem rot-grünen Bündnis GroenLinks-PvdA. Eine solche Große Koalition hätte eine stabile Mehrheit.
Zweitstärkste Kraft bei der Parlamentswahl war die rechtspopulistische Partei PPV von Geert Wilders. Doch alle etablierten Parteien hatten eine Zusammenarbeit mit ihm abgelehnt. Die Wilders-Partei war nach der Wahl von 2023 erstmals an einer Regierung beteiligt. Aber die rechte Koalition von vier Parteien zerbrach bereits nach elf Monaten. (dpa/jW)
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