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Aus: Ausgabe vom 15.12.2025, Seite 6 / Ausland
Vereinigte Staaten

Gemeinsam für Mumia

USA: Protestmarsch für sofortige Freilassung des Bürgerrechtlers und gegen unerträgliche Haftbedingungen
Von Jürgen Heiser
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Am Tag sieben des Protestmarsches: Die Teilnehmer erreichen Reading in Pennsylvania, 4. Dezember 2025

Der historische »Marsch für Mumia« ist wie geplant am vergangenen Dienstag nach zwölf Tagen zu Ende gegangen. Wie Workers World am Donnerstag berichtete, »füllten rund 150 Teilnehmer« den Platz vor dem Staatsgefängnis Mahanoy in Frackville, Pennsylvania, in dem Abu-Jamal inhaftiert ist. In Redebeiträgen, auf der Kundgebung und bei der anschließenden Pressekonferenz wiederholten seine Unterstützer die Hauptforderungen, für deren Durchsetzung sie den 108 Meilen (ca. 174 Kilometer) langen Marsch organisiert hatten: »Gerechtigkeit für Mumia Abu-Jamal, Schluss mit der medizinischen Vernachlässigung in den Gefängnissen von Pennsylvania sowie ein Ende der Misshandlung älterer Häftlinge.« Justiz und Politik wurden einmal mehr aufgefordert, den seit 44 Jahren inhaftierten Bürgerrechtler und politischen Gefangenen sofort freizulassen.

Der Marsch endete am Jahrestag der Verhaftung Abu-Jamals, der am 9. Dezember 1981 unter dem konstruierten Vorwurf, er hätte den Polizeibeamten Daniel Faulkner in Philadelphia getötet, festgenommen worden war. Bei mehreren Veranstaltungen auf dem Weg hatten die Organisatoren das seit 44 Jahren an Abu-Jamal begangene Unrecht in Erinnerung gerufen. Denn seit Jahrzehnten ist klar, dass es eine andere Person war, die auf Faulkner schoss, nachdem er Abu-Jamal durch einen Lungendurchschuss schwer verletzt hatte.

Abu-Jamal ist aufgrund seines Engagements aus dem Knast heraus gegen Rassismus und die Kriege der US-Regierung einer der weltweit bekanntesten politischen Gefangenen. Vor seiner Inhaftierung war er als Journalist mit dem renommierten Radiopreis »Major Armstrong Award« ausgezeichnet worden. Schon als Teenager war Abu-Jamal Mitbegründer der Ortsgruppe der Black Panther Party in Philadelphia gewesen. Menschenrechtsgruppen und mehrere Anwaltsteams haben im Laufe der Jahrzehnte mehrfach nachgewiesen, dass ihm ein faires Verfahren verweigert wurde und er zu Unrecht lebenslang in Haft sitzt, wobei auch die Möglichkeit einer Freilassung auf Bewährung ausgeschlossen wurde.

Im Jahr 2019 enthülltes Beweismaterial, das bis dahin in einem Lagerraum der Staatsanwaltschaft von Philadelphia »verschollen« gewesen sein soll, hat die Voreingenommenheit der Justiz und das Fehlverhalten und die Korruption von Polizei und Anklagebehörde belegt. Abu-Jamals Fall wurde auch vor die UNO gebracht. So war sein Fall Thema der UN-Delegation des »Internationalen unabhängigen Expertenmechanismus zur Förderung von Rassengerechtigkeit und Gleichstellung bei der Strafverfolgung«, die im Sommer 2023 die USA besuchte, um sich ein eigenes Bild über die Lage im US-Gefängnissystem zu machen. Trotz aller in- und ausländischen Bemühungen um Gerechtigkeit im Fall Abu-Jamals wurden bisher alle Berufungsanträge abgelehnt, ein neues Verfahren wurde ihm verweigert.

Abu-Jamal ist heute 71 Jahre alt. Anwälte und Solidaritätsbewegung betonen seit langem, dass er im Gefängnis durch das Vorenthalten angemessener medizinischer Behandlung systematisch krankgemacht wurde. Aktuell ist vor allem sein Augenlicht gefährdet. Teilnehmer des »Marsches für Mumia« trugen deshalb Plakate mit Botschaften wie »Schluss mit medizinischer Vernachlässigung« und »Gerechtigkeit für alle alternden Gefangenen«. »Mauer für Mauer, Stein für Stein, wir werden Mumia Abu-Jamal befrei’n«, skandierten die Demonstranten, als sie die Auffahrt zum Staatsgefängnis hinaufgingen. Steven Bernhaut von der »People’s Organization for Progress«, einer der Organisatorinnen des Marsches, sagte laut Regionalzeitung Republican Herald, die Veranstaltung habe »phänomenale Unterstützung« von den zwölf Gemeinden entlang der Marschroute erfahren, wobei viele örtliche Unterstützer vor allem Reformen der medizinischen Versorgung im US-Gefängnissystem forderten. »Jeder weiß, dass sich etwas ändern muss«, erklärte Bernhaut.

Noelle Hanrahan, Juristin in Abu-Jamals Anwaltsteam und Gründerin von Prison Radio, gab sich angesichts der gelungenen Zusammenarbeit von Gefangenen, ihren Familien und Einrichtungen wie dem »Abolitionist Law Center« in Pittsburgh, repräsentiert durch Saleem Holbrook und den Rechtsberater Bret Grote, bei der Organisation des Marsches zuversichtlich: »Wir werden gewinnen«, rief sie enthusiastisch, »und die Welt so schaffen, wie wir sie verdienen.«

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