Flutkatastrophe in Südostasien
Von Thomas Berger
Eine verheerende Flut hat in den vergangenen Tagen große Teile Südostasiens heimgesucht. Besonders betroffen sind der Süden Thailands, die malaysische Halbinsel Malakka, Sri Lanka sowie Nordsumatra in Indonesien. Mehr als 1.300 Menschen kamen bisher ums Leben, über fünf Millionen sind betroffen.
In Indonesien, wo über 700 Opfer gezählt wurden, gelten noch mehr als 400 Menschen als vermisst. Das Militär entsandte drei Kriegs- und zwei Lazarettschiffe mit Hilfsgütern nach Aceh und Nordsumatra. Rund 1,5 Millionen Menschen sind dort betroffen, 500.000 mussten ihr zu Hause verlassen. Präsident Prabowo Subianto besuchte die Region persönlich, verzichtete jedoch bislang auf die Ausrufung des Notstands – anders als Sri Lankas Präsident Anura Kumara Dissanayake, der internationale Hilfe anforderte.
Die Lage in Thailand ist ebenfalls dramatisch. Nach Behördenangaben sind knapp 200 Tote zu beklagen, während noch immer 2,08 Millionen Menschen in acht Provinzen unter Überschwemmungen leiden. Besonders schwer betroffen waren die Regionalmetropole Hat Yai und die umliegende Provinz Songkhla, auf die rund 70 Prozent aller betroffenen Haushalte entfallen. Premier Anutin Charnvirakul räumte Ende November Versäumnisse bei Warnungen und Evakuierungen ein.
Sri Lanka kämpft weiterhin mit Stromausfällen. Überflutungen ziehen sich von Colombo über Kandy bis an die Ostküste nach Batticaloa und Trincomalee. Besonders hart trifft es Kinder: In Indonesien sind 1.000 Schulen unbrauchbar, in Thailand fällt der Unterricht für rund 76.000 Kinder länger aus. Auch in Sri Lanka sind zahlreiche Bildungseinrichtungen beschädigt, was die Rückkehr zur Normalität zusätzlich erschwert.
Die Intensität der Regenfälle ist außergewöhnlich. Allein in Hat Yai fielen am 21. November 372 Millimeter Niederschlag – mehr als sonst im gesamten Monat. Zwei Tropenstürme verstärkten die Monsunfluten und führten zu katastrophalen Folgen. Experten sehen darin eine Folge des Klimawandels: Nicht unbedingt die Anzahl, aber die Heftigkeit und Zerstörungskraft von Zyklonen und Taifunen nehmen nachweislich zu. Kurz zuvor waren bereits die Philippinen und Südvietnam schwer getroffen worden.
Während vielerorts die Pegel langsam zurückgehen und erste Aufräumarbeiten beginnen, bleibt die Lage insgesamt kritisch. Straßen sind zerstört, ganze Regionen abgeschnitten, und die Versorgung mit Trinkwasser und Lebensmitteln ist vielerorts unsicher. Internationale Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz und die Vereinten Nationen haben Unterstützung zugesagt, doch die Koordination gestaltet sich schwierig. Besonders abgelegene Regionen sind nur per Boot oder Hubschrauber erreichbar, was die Verteilung von Hilfsgütern verzögert.
Hinzu kommt die Gefahr von Krankheiten: Stehendes Wasser begünstigt die Ausbreitung von Denguefieber und Cholera. Gesundheitsdienste warnen vor einer zweiten Katastrophe, sollte es nicht gelingen, medizinische Hilfe schnell und flächendeckend bereitzustellen. Auch die psychischen Folgen sind erheblich – viele Menschen haben Angehörige verloren oder stehen vor dem völligen Verlust ihrer Existenzgrundlage.
Neben den unmittelbaren Rettungsmaßnahmen wird zunehmend über die langfristigen Folgen diskutiert. Landwirtschaftliche Flächen sind großflächig zerstört, was die Ernährungssicherheit gefährdet. Reisfelder in Thailand und Indonesien stehen unter Wasser, Plantagen in Sri Lanka sind verwüstet. Experten warnen vor steigenden Lebensmittelpreisen und einer Verschärfung der Armut in ohnehin benachteiligten Regionen.
Die Katastrophe verdeutlicht einmal mehr die Verwundbarkeit Südostasiens gegenüber extremen Wetterereignissen. Experten fordern Investitionen in Frühwarnsysteme, bessere Infrastruktur und eine stärkere regionale Zusammenarbeit. Denn die Häufigkeit und Intensität solcher Ereignisse werden nach Einschätzung von Klimaforschern weiter zunehmen.
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