Aus Leserbriefen an die Redaktion
Deutsche Interbrigadisten in Spanien
Zu jW vom 19.11.: »In Francos Schatten«
Wer sich mit der Aufarbeitung des Franquismus und der Berichterstattung darüber in der spanischen Presse beschäftigt, der wird den sehr informativen Artikel Carmela Negretes »In Francos Schatten« über den zunehmenden Franco-Kult und das vermehrte Auftreten rechtsextremer Gruppen in Spanien zustimmend zur Kenntnis nehmen. Als Verein »Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936–1939«, kurz: KFSR, freuen wir uns natürlich, dass Carmela über uns schreibt, dass wir vor allem das Andenken an die Interbrigadisten hochhalten. Allerdings gab es nicht, wie bei ihr zu lesen ist, 5.000 deutsche Interbrigadisten, von denen 3.000 gefallen wären. Die Zahl 5.000, die auch in anderen Veröffentlichungen genannt wird, kam wohl dadurch zustande, dass ab 1937 die Interbrigadisten in der Kaderabteilung der Base Albacete in sogenannten »Sprachengruppen« zusammengefasst wurden. Zur »deutschen Sprachengruppe« gehörten neben den Deutschen (2.212 nach Marty bzw. 2.318 nach Gustav Szinda) auch die Österreicher (868), Skandinavier (793), Niederländer (613) und die Schweizer (408). Zusammen kommt die »deutsche Sprachengruppe« also auf 4.894 bzw. rund 5.000 Personen. Diese Zahlen nannte André Marty, der als Hauptverantwortlicher der Komintern die Internationalen Brigaden mitorganisiert hatte, auf der Sitzung des Präsidiums des Exekutivkomitees der Komintern (EKKI) am 26. August 1939. Gustav Szinda, der im Auftrag des EKKI und der KP Spaniens 1940 in Moskau eine exakte Erfassung der deutschen Spanienkämpfer versuchte, gab an, dass von den Deutschen ca. 1.100 verwundet wurden, gefallen oder vermisst oder in Gefangenschaft geraten waren. Eine verlässliche Zahl nur der Gefallenen wird in den Komintern-Dokumenten nirgends erwähnt.
Harald Wittstock, Werner Abel, per E-Mail
Beijinger Hauptstadtfassade
Zu jW vom 22./23.11.: »Das Wunder China«
Na ja, Hauptstädte sind ja immer etwas anders als der Rest des Landes, man denke an Berlin. Ich lebe mittlerweile knapp drei Monate als Studentin in Nanjing, China, reise regelmäßig in andere Städte und habe das letzte Wochenende in Beijing verbracht. Das ist schon merklich etwas anderes. Der Verkehr ist in China meist definitiv nicht westlich, bei der freien Auslegung der Verkehrsregeln würden deutsche Polizisten wahrscheinlich vor Schreck tot umfallen. Von den genannten Mopeds zugestellte Fußwege, die einen zum Spazieren auf der Straße oder dem eigentlichen Radweg nötigen, sind ebenfalls üblich. Für Google-Dienste braucht man definitiv einen VPN, wenn man plant, diese aktiv zu nutzen; und hätte ich in Nanjing, Wuhan oder meiner verrauchten Billigabsteige in Beijing versucht, an der Rezeption Englisch zu sprechen, hätten die Kolleginnen dort wahrscheinlich die Übersetzer-App zu Rate gezogen. Wer politische Slogans vermisst, der muss ebenfalls nur mal einen Blick in eine andere Stadt werfen. Um China kennenzulernen, eignet sich ein kurzer Ausflug ins international geprägte Beijing oder Shanghai wohl eher weniger. Und was hier jetzt genau sozialistisch ist, lässt sich wahrscheinlich auf der Erscheinungsebene kaum zufriedenstellend beantworten.
Alina Fuchs, Nanjing (China)
»Tausendmal im Stadion«
Zu jW vom 17.11.: »Wem gehört das Stadion?«
Seit etwa 50 Jahren gehe ich ins Stadion, vorwiegend Preußen Münster (Heim- und Auswärtsspiele), häufig VfL Bochum, aber auch groundhoppend im In- und Ausland. Auf durchschnittlich gut 20 Spiele im Jahr komme ich, bin also wohl über tausendmal im Stadion gewesen, wenn möglich auf den angeblich so gefährlichen Stehplatzrängen. Es ist mir bei all den vielen Spielen gelungen, unbeschädigt das Stadion wieder zu verlassen. Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, gewaltbereite Personen im Stadion aus der Entfernung zu erkennen: Die Polizeiuniform ist dabei ein gutes Erkennungsmerkmal. Egal ob diese in Blöcke eindringen, um gewaltsam Transparente zu entfernen, die von einigen Herrschaften als unliebsam gewertet werden, oder ob sie eine geile Pyrochoreo zum Anlass für Kriminalisierung der Fans und Ultras nehmen: Diese Uniformierten produzieren Eskalationen, die nun ausgerechnet von ihnen eingedämmt werden sollen.
Das Stadion ist kein politikfreier Raum. Das wissen die Teilnehmenden der Demo vom vergangenen Wochenende in Leipzig, aber auch die Fangruppen, die sich im Bündnis gegen die Verschärfungen des Polizeigesetzes NRW von 2020 und des Versammlungsgesetzes NRW von 2022 beteiligten. Fußballfans sind eine gern genommene Gruppe für neue Repressionen, da diese durch Medienberichte über angebliche oder auch tatsächliche »Gewalttaten« wie Pyrotechnik ein schlechtes Image in der Öffentlichkeit haben. Da kann man sich der Zustimmung der Öffentlichkeit für immer neue Überwachungsmaßnahmen oder andere Einschränkungen der Freiheit sicher sein.
Felix Oekentorp, Bochum
Wo war Merz?
Durch private Kontakte hatte ich das Glück, Brasilien für drei Wochen zu bereisen – hauptsächlich war ich in Rio de Janeiro, aber auch in der Hauptstadt Brasília, im Norden mit Salvador do Bahia, im Süden, in Paraná und in dem wunderschönen Foz do Iguaçu, um nur einige Orte zu nennen. Ich bin heute immer noch total begeistert von der Schönheit der Natur und den lebensfrohen Menschen, trotz gewaltiger sozialer Gegensätze. Zum Abschied war ich todtraurig, das Land verlassen zu müssen und wieder im kalten, hässlichen Deutschland zu landen. Ich brauchte immer eine gewisse Zeit, um damit klarzukommen.
Ich kann die Aussagen von Friedrich Merz überhaupt nicht nachvollziehen, er muss wohl in einem anderen Brasilien gewesen sein. Empörend ist diese Beleidigung des brasilianischen Gastgebers nebenbei auch noch.
Hans-Jürgen Radde, per E-Mail
Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, gewaltbereite Personen im Stadion aus der Entfernung zu erkennen: Die Polizeiuniform ist dabei ein gutes Erkennungsmerkmal.
Friedenspropaganda statt Kriegsspielzeug
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