Superhelden
Von André Dahlmeyer, Asunción
Das Endspiel der 24. Copa Sudamericana am Sonnabend im glühendheißen Asunción, Paraguay, gewann im Stadion »Verteidiger des Chaco« im argentinisch-brasilianischen Duell der Club Atlético Lanús aus dem südlichen Conurbano der Hauptstadt Buenos Aires nach Elfmetertreten gegen Atlético Mineiro aus Belo Horizonte (Minas Gerais). Nach 120 Minuten hatte es 0:0 geheißen.
Am Tag zuvor hatten die argentinischen Fans die paraguayische Hauptstadt endgültig überschwemmt. Nach Individual- und Autoreisenden, die dort schon länger Halligalli veranstalteten, trafen nun auch 14 Charterflüge und 18 Micros (Überlandbusse) aus Buenos Aires ein.
Die Szenerie erinnerte stark an die Edition 2019, ebenfalls in Asunción ausgetragen, als die Fans des Klubs Colón de Santa Fé dort praktisch ein Heimendspiel gegen Independiente del Valle aus Ecuador zelebrierten, aber leider mit 1:3 verloren. Eine der schönsten Fußballfeiern ever. Sie kamen mit alten Schulbussen, in denen mehrere Familiengenerationen mitreisten, mit Traktoren, mit allem, was fuhr. Colón kickt im Silberland aktuell zwote Liga, aber die Fanatiker des »Sabalero« haben damals und bis heute großen Eindruck bei den Guaraníes hinterlassen. Sie heißen so, weil sie dem Angeln frönen, gern den wohlschmeckenden, aber sehr schuppigen Flussfisch Sábalo. Exquisiter Fisch, viel Arbeit – nicht zuletzt, weil man nicht an der Rambla von Hand angeln kann, sondern mindestens ein Ruderboot benötigt, der Fluss ist mächtig. Das unterscheidet sie von ihrem großen Lokalrivalen in Santa Fe, Unión – blaublütige Etepetete-Heinis ohne Rückgrat. Bloß nicht die Fingerchen »dreckig« machen.
Zurück zum Finale. 15.000 granatrote Jubeltouristen gaben alles, wurden zu Zeitzeugen des dritten internationalen Titels des »Grana«. Vergessen all die nationalen und internationalen Subcampeonatos, der Boxer war wieder da. Aufstehen. Weitermachen. Hau den Lukas. Im Süden von Buenos Aires schläft jetzt niemand mehr. Die ganze Woche nicht. Sklavenarbeit für Milei? Why? Sie werden Schlüssel zum Einschmelzen sammeln für Tormann Nahuel Losada, den nie irgendwo irgendwer wollte, der erst Eins-gegen-eins in bester Dibu-Martínez-Manier gegen Igor Gomes parierte, dann drei Elfer glamourös abwehrte, und ihm ein Denkmal bauen; 32 Jahre hat Nahuel, der zunächst den Böen Madryns im wilden Patagonien widerstand, dafür benötigt. Ein Mann, der nach dem Triumph nicht ausflippte, sondern völlig eins mit sich zu sein schien, der weiß, dass das gerecht ist. Und er war null selbstgerecht. Ein Sportler!
Die Innenverteidigung von Lanús, mit dem Paraguayo José Canale und Kapitän Carlos Izquierdoz (37), war eine absolute Bank. Eigengewächs Izquierdoz hatte zuvor angekündigt, seine Karriere bei seinem Ausbilderklub beenden zu wollen: 2026 in der Copa Libertadores. Er hat Wort gehalten, war überragend. Schon 2013 gewann er mit Lanús die Sudamericana.
Überragend waren auch Marcelino Moreno und Eduardo Salvio, Rodrigo Castillos. Oder der Rekordkicker des Klubs, Lautaro Acosta. Er verschoss den Matchpointtritt hoch in die eigenen Reihen, die Netflix-Serie war dahin. Er geht die Tage in Rente. Was Atlético Mineiro auf der Gabel hatte, war unvorhersehbar. Letztes Jahr standen sie im Finale der Copa Libertadores und verloren im Finale in Buenos Aires gegen Botafogo. Ihr Trainer heuer ist Jorge Sampaoli, Muckiproteine und nicht viel dahinter. Seine Teams kicken entweder so wie die von Bielsa früher oder krümmen sich embryonal zusammen oder machen Sychronschwimmen. Alles altmodisch.
Richtig spannend wurde das Match erst in der Verlängerung. Beide Elfen riskierten alles, Canale avancierte zum Löwen, Izquierdoz machte Hulk (39), den winselnden Superhelden der Brasucas, platt. Die Superhelden gingen gegen die Gladiatoren unter, Balsam für Lanús nach den Niederlagen in den Finals der Conmebol 1997 und der Supercopa 2013 gegen denselben Gegner.
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