Gefangener des Tages: Nicolas Sarkozy
Von Bernard Schmid, Paris
Am 10. Dezember wird das mit medialem Getöse angekündigte »Tagebuch eines Gefangenen« auf dem französischen Büchermarkt erscheinen. Nun könnte man annehmen, es handle sich um einen Sträfling mit Eisenkugel am Bein – zumal soeben erst das verfilmte Schicksal von Jean Valjean, der von Victor Hugo geschaffenen Figur eines geschundenen Opfers der Verhältnisse, das wegen eines aus Not geborenen Diebstahls über zwanzig Jahre im Zuchthaus verbrachte, in die Kinos kam.
Doch weit gefehlt. Derjenige, der beim Verlag Fayard – jüngst durch den extrem rechten Multimilliardär Vincent Bolloré übernommenen – seinen Gefängnisroman auf den Markt bringt, verbrachte nicht länger als zwanzig Tage in der Pariser Prominentenhaftanstalt La Santé: Nicolas Sarkozy. Der wegen internationaler Korruption und illegaler Politikfinanzierung zu fünf Jahren Haft verurteilte französische Expräsident musste diese Strafe am 21. Oktober antreten. Keine drei Wochen später jedoch kam er wegen seines Berufungsprozesses wieder auf freien Fuß. Die Verhandlungen sind für März bis Juni angesetzt.
Allerdings erhielt der arme Sarkozy Auflagen. Die wichtigste, geradezu unmenschliche: Er darf während der Zeit bis zum Prozess nicht persönlich den amtierenden Justizminister – Gérald Darmanin – treffen. Darmanin, ein früherer Parteifreund Sarkozys, hatte ihn bereits am 29. Oktober während seiner sehr kurzen Haftzeit im Gefängnis besucht.
Einige tiefgreifende philosophische Erkenntnisse hat der 70jährige während seiner Haft immerhin gewonnen. »Ähnlich wie der Aufenthalt in der Wüste«, schreibt er auf X, »stärkt das Gefängnis das geistige Innenleben«. Insofern könnte man bedauern, dass der Aufenthalt hinter Gittern für ihn wohl zu kurz dauerte, als dass er von diesem Vorzug wirklich hätte profitieren können.
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