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Aus: Ausgabe vom 20.11.2025, Seite 3 / Abgeschrieben

Unser Recht, in Frieden zu leben: Schulstreik gegen Wehrpflicht

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Eine bundesweite Initiative ruft zu Schulstreik, Demonstrationen und Kundgebungen am 5. Dezember 2025 gegen die Wiedereinführung der Wehrpflicht auf. Sie begründet ihre Motive in einer Presseerklärung vom Mittwoch:

»Es heißt, wir sollen für Deutschland Krieg führen können. Doch was ist eigentlich mit unserem Recht, in Frieden zu leben und selbst zu entscheiden, wie wir unser Leben führen wollen?« So heißt es im bundesweiten Aufruf und drückt sehr deutlich aus, was die Schülerinnen und Schüler stört: Sie sollen eingezogen werden, um den Dienst an der Waffe zu lernen und zu Gehorsamkeit und Drill erzogen werden.

Ob Kiel, Potsdam, Göttingen, Kassel oder München – in vielen verschiedenen Städten in ganz Deutschland organisieren lokale Schülerinitiativen, Streikkomitees und Bündnisse Demonstrationen und Kundgebungen und rufen zum Schulstreik gegen die Wehrpflicht auf. Dahinter stehen viele Schülerinnen und Schüler, die sich als Einzelpersonen oder als Teil von lnteressenvertretungsgremien wie der Schülervertretung mit einem gemeinsamen Ziel zusammenschließen: deutlich zu machen, dass sie gegen die Wiedereinführung der Wehrpflicht sind. »Statt Milliarden in Waffen zu stecken«, fordern sie »Milliarden für Bildung, bessere Ausbildungsplätze, das Klima und für unsere Zukunft«.

Nach dem aktuellen Gesetzentwurf sollen ab Januar 2026 alle 18jährigen einen staatlichen Fragebogen zur sogenannten Wehrdiensttauglichkeit ausfüllen und alle jungen Männer verpflichtend gemustert werden. Damit wird der Druck auf Jugendliche massiv erhöht – besonders auf Schülerinnen und Schüler, die gerade erst ihre Schullaufbahn beenden oder mitten in den Abschlussprüfungen stehen. (…)

Die DFG-VK Münster kritisiert die Vergabe des Westfälischen Friedenspreises an die NATO in einer Erklärung vom Mittwoch:

Die Münsteraner Gruppe der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner (DFG-VK) kritisiert die Entscheidung der Wirtschaftlichen Gesellschaft für Westfalen und Lippe e. V. scharf, den Internationalen Preis des Westfälischen Friedens ausgerechnet an die NATO zu vergeben. Das weltweit größte Militärbündnis – unter anderem wegen des völkerrechtlich umstrittenen Einsatzes im ehemaligen Jugoslawien ohne UN-Mandat – könne kaum als würdiger Träger eines Friedenspreises gelten, so die Friedensaktivisten. (…)

Der Westfälische Frieden von 1648 war das Ergebnis langwieriger diplomatischer Verhandlungen und beendete zwei große Kriege gleichzeitig: den Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) im Heiligen Römischen Reich und den Achtzigjährigen Krieg (1568–1648) zwischen Spanien und den Niederlanden.

Beide Friedensschlüsse – in Münster und Osnabrück – setzten damit ein Zeichen für Ausgleich und Diplomatie nach Jahrzehnten der Verwüstung, des Hungers und der Seuchen. Eine solche Diplomatie wäre heute angesichts der Zerstörungen des Ukraine-Krieges dringender denn je.

Die Deutsche und die Japanische Physikalische Gesellschaft erinnerten in ihrer jüngsten »Erklärung für die Zukunft« in Münster daran, dass wissenschaftliche Erkenntnisse dem Frieden und dem Wohle der Menschheit dienen müssen – und nicht militärischer Eskalation und Zerstörung.

Eine solche Haltung wäre eines Friedenspreises würdig – nicht die Auszeichnung eines Militärbündnisses.

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