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Aus: Ausgabe vom 15.11.2025, Seite 3 / Abgeschrieben

»Initiative Christlicher Friedensruf« kritisiert EKD-Friedensdenkschrift

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Das Jesuskind in eine Kufija gewickelt in Trümmern gebettet: Installation in der evangelischen Kirche in Bethlehem (24.12.2023)

Die »Initiative Christlicher Friedensruf« widerspricht der »Friedensdenkschrift« der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), mit der diese Abschied vom christlichen Pazifismus nimmt:

Mit scharfer Kritik reagiert die »Initiative Christlicher Friedensruf« auf die am Montag (10. November 2025) veröffentlichte EKD-Friedensdenkschrift. Sie verenge das von Jesus Christus vertretene Prinzip der Gewaltfreiheit und dränge nichtmilitärische und gewaltfreie Perspektiven an den Rand, heißt es in einer ebenfalls am Montag veröffentlichten Stellungnahme. (…)

Zwar betone die Denkschrift den Vorrang des Gewaltverzichts, lobt die Initiative, halte sie aber nicht in jeder Lage für zwingend, weil die Welt nun mal unerlöst sei. Doch auch gut gemeinte militärische Gegengewalt sei für Mensch, Tier und Ökosphäre zerstörerisch. »Jeder Krieg produziert Tote, Verstümmelte, zerrissene Familien, Vertriebene, Traumatisierte, Hass und Gewaltbereitschaft – auch wo er im Sinne der Denkschrift ethisch gerechtfertigt ist.« Eine christliche Friedensethik müsse ernsthaft alle Möglichkeiten gewaltfreier Konfliktbearbeitung ausloten. (…) Die Gefahr eines dritten Weltkrieges sei so groß wie nie zuvor. Ausgerechnet in dieser Situation, so die besorgte Kritik, stärke die Denkschrift mit ihrer theologischen Rechtfertigung kriegerischer Gewalt als ultima ratio militärische Optionen. Sie suggeriere, Frieden könne durch Krieg statt durch Diplomatie und Verhandlungen erreicht werden. Die Forderung nach einem Friedensplan für die Ukraine und für Israel/Palästina fehle.

Die Perspektiven des globalen Südens und die Sicherheitsinteressen aller Konfliktparteien müssten ernst genommen werden, fordert die Initiative, auch die Stellungnahmen des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) und der UN. Statt dessen folge die Denkschrift einer eurozentrischen Weltsicht und der westlichen Deutung. Statt kritiklos den Narrativen von NATO, EU und Bundesregierung zu folgen, müssten etwa beim Ukraine-Konflikt auch kritische Stimmen zur westlichen Politik zu Wort kommen. Das Völkerrecht und die Menschenrechte würden nicht nur durch Russland, sondern auch durch die auf globale Hegemonie ausgerichtete Politik der USA und ihrer Verbündeten verletzt. Der Irak-Krieg und militärische Interventionen, Regime-Change-Operationen und Sanktionen der USA und ihrer Verbündeten hätten Millionen Menschen das Leben gekostet.

Die Denkschrift unterscheide nicht zwischen defensiver und offensiver Verteidigung und unterschätze den gewaltfreien Widerstand. Sie hinterfrage die massiv betriebene Aufrüstung nicht und verharmlose die tödliche Wirkung, die Rüstung auch ohne Krieg entfalte. »Rüstung vernichtet Ressourcen, die für Investitionen in soziale und ökologische Nachhaltigkeit dringend gebraucht würden.« Der mit Aufrüstung verbundene Sozialabbau gefährde den gesellschaftlichen Frieden und gebe antidemokratischen Tendenzen Auftrieb. Das Militär verursache zudem enorme ökologische Schäden. (…)

Eine allgemeine Dienstpflicht lehnt die Initiative genauso ab wie den dauernden Gebrauch des Begriffs »Kriegstüchtigkeit«: »Aufgabe der Kirche ist es, auf Friedensfähigkeit statt auf Kriegstüchtigkeit der Gesellschaft hinzuarbeiten.«

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