Haltung zeigen
Von Gisela Sonnenburg
Der Sound ist mal zart und impressionistisch, schöngeistig und lyrisch. Doch dann wird er kräftig und expressiv, donnernd und keinen Widerspruch duldend. Denn der Pianist und Komponist Niko Meinhold weiß, wie er sein breites musikalisches Spektrum umsetzen kann. Mit zwei weiteren Jazzern – dem Klarinettisten und Saxophonisten Tobias Schirmer und dem Posaunisten Hilary Jeffery – wird Meinhold am Dienstag, dem 14. Oktober, in der von Hannes Zerbe kuratierten Reihe »jW geht Jazz« ein Konzert geben. Die drei Musiker sind bekannt für ihre Grandezza gerade beim improvisierenden Zusammenspiel.
Es geht nicht nur um akustische Ästhetik. Für Meinhold ist auch die Botschaft entscheidend: Sie muss politisch sein. Für den an der Berliner Hochschule für Musik »Hanns Eisler« sowie in Stockholm studierten und dann am Jazzinstitut Berlin examinierten Musiker ist eines nahezu unerträglich: dass es »uncool und nicht mehr hip« sein soll, wenn Künstler überhaupt politisch sind. Für Meinhold sind linke Musiker wie Dietrich Eichmann, bei dem er studiert hat, und Luigi Nono, der italienische Avantgardist, wichtige Vorbilder.
In Meinholds Stück »Februar« verheißen sanfte rhythmische Verschiebungen ein plätscherndes Glücksgefühl. Sie entführen in ferne Welten, sind verträumt und haben die Anmutung von Barmusik, aber mit Anspruch und durchdacht. In der »Abschweifung« hingegen tröpfeln die Töne einzeln, scheinen von anderen Planeten mit verhaltenen Grüßen zu kommen. Menschheit, besinne dich aufs Wesentliche – das könnten sie anmahnen.
Tatsächlich ist die Natur für Niko Meinhold inspirierend. In Eberswalde hat er, der sonst in Berlin lebt, ein Zimmer nah am Wald gemietet: für die innere Korrespondenz mit der Ursprünglichkeit. Die Abwechslung von der quirligen Hauptstadt hört man auch in seiner Musik. Da kommt manchmal eine Ruhe hinein, die traumverloren ist.
Mit Tobias Schirmer an der Klarinette hält sie aber nie zu lange an. Schirmer und Meinhold kennen sich vom Studium aus Berlin. Auch die mit dem Deutschen Jazzpreis ausgezeichnete Taiko Saito, die Vibraphonistin, die schon mehrmals bei »jW geht Jazz« auftrat, kennt Meinhold seit Jahren, sie sind ein bewährtes Duo. Aber mit Hilary Jeffery hat Niko Meinhold einen besonderen Dritten eingeladen: »Er ist einer der besten Posaunisten in Deutschland«, sagt Meinhold.
Der gebürtige Brite Jeffery hat zudem wie Meinhold auch schon live mit Tanzperformern gearbeitet, was ein spezielles Talent erfordert. Empathie ist dabei nicht nur eine Floskel, sondern gelebte Musikalität.
»Be Like Water« (»Sei wie Wasser«) heißt ein Film von Niko Meinhold, in dem er seine Naturverbundenheit, seine Menschlichkeit und seine Musik vereint. In einem Text stellt er darin fest, dass Naturgewässer den Menschen beruhigen. Bis hin zu meditativer Langsamkeit, die sich produktiv auswirkt. Der Filmtitel stand übrigens als Graffiti auf der Wand des Berliner Hauses, in dem er lebt. So schicksalhaft, wie auch Musik es sein kann.
Da passt es, dass Meinhold gerade dabei ist, eine neue Musikergruppe zu gründen. »Ensemble Samma Sadda« wird sie heißen, und Tobias Schirmer und Hilary Jeffery werden Mitglieder sein. »Samma Sadda« stammt aus dem Pali, der Schriftsprache der Buddhisten im alten Indien. Es bedeutet in etwa »Klangbewusstsein«, aber auch, im übertragenen Sinn: »Haltung«. Was kann wichtiger sein?
Niko Meinhold, Tobias Schirmer und Hilary Jeffery am Dienstag, den 14. Oktober, um 19.30 Uhr in der Maigalerie der jungen Welt, Torstraße 6, 10119 Berlin. Eintritt: 10 Euro (erm. 5 Euro), Anmeldung erbeten unter: 0 30/53 63 55-54 oder maigalerie@jungewelt.de
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