Dr. Seltsam: Wie Dobrindt lernte, die Drohne zu lieben
Von Pierre Deason-Tomory
Die Polizei ertappt in flagranti in der Nähe des Münchner Flughafens zwei Drohnenpiloten. Sie werden sogleich von Innenminister Dobrindt dem Bundeskanzler vorgeführt. Merz fragt erstaunt:
»Die sollen es gewesen sein?«
»Jedes einzelne Mal, das beweisen ihre Handydaten.«
»Sie wollen damit sagen, dass wir die ganze Zeit von zwei Teenagern genasführt worden sind?«
»Wos sogst? Tienäitscher? I werd näxtes Johr 16!«
»Seid ihr wenigstens von der Antifa?«
»Naa, vom Schützenverein Ruhpolding.«
»Herr Bundeskanzler, das darf auf keinen Fall publik werden. Die Bundesrepublik würde sich bis auf die Knochen blamieren.«
»Wenn ihr versprecht zu schweigen, lassen wir euch laufen.«
»Oarschlecken! Mir san aus Bayern! Omertà kost wos, Amigos!«
»Wieviel wollt ihr?«
»Ein Kilo Gras.«
»Wir sind hier doch nicht in der Shishabar, du Rotzlöffel!«
»Scho, oba der Stecher vo meiner Schwester is beim Focus.«
»Und wo soll das Zeug hingehen?«
In den darauffolgenden Tagen werden keine Drohnen mehr gesichtet. Journalisten bedrängen Innenminister Dobrindt mit Fragen nach den möglichen Ursachen, doch der gibt sich bedeckt:
»Dazu kann ich aus Gründen der nationalen Sicherheit keine Angaben machen.«
Dieses Statement sorgt für Misstrauen bei den Verbündeten. Der ukrainische Botschafter argwöhnt öffentlich, dass Merz heimlich mit Putin einen Deal gemacht hat. US-Präsident Trump ruft beim Kanzler an und grunzt:
»Halt dich gefälligst von den Russkies fern, Shultz!«
»Fritz, nicht Schulz.«
»Go fuck your Fritz and Shultz with dein Shnitzelworst! Ich bin der Peacemaker! Und Putin ist mein Buddy!«
Nachdem Trump den Hörer aufgeknallt hat, lässt Merz nach dem Innenminister schicken.
»Ich will, dass Sie überall Drohnen rumfliegen lassen! Und zwar sofort!«
»Sofort? Die Bundespolizei kann Drohnen noch nicht richtig.«
»Dann lernt es! Sie müssen lernen, die Drohne zu lieben!«
Am Abend meldet die »Tagesschau«, dass es im deutschen Luftraum erneut zu Zwischenfällen gekommen ist. Eine Drohne zerschellte am Hermannsdenkmal, eine bohrte sich in den Kölner Dom, eine weitere kollidierte mit einem Passagierflugzeug. Die Trümmer der Drohnen seien so stark zerstört, heißt es, dass keine Rückschlüsse auf ihre Herkunft gezogen werden könnten. CSU-Chef Söder macht bei einem Dönerwettessen in Pasing Russland verantwortlich, während der Kanzler den Dobrindt zusammenscheißt:
»Was sind denn das für Bruchpiloten?«
»Die Kollegen waren beim Polizeisommerfest die besten an der Carrera-Bahn.«
»Mission Hummelflug sofort stoppen!«
»Aber das fällt doch auf, wenn plötzlich wieder nichts mehr rumfliegt.«
»Stimmt. Scheiße. Aber wenn wir den Russen damit drohen, den Kreml zu bombardieren, wenn sie nicht unverzüglich aufhören? Dann wird ein Verschwinden der Drohnen doch plausibel!«
Dobrindt versteht nur noch Bahnhof, aber er eilt zur Bundespressekonferenz und verkündet, »dass die Bundesregierung beschlossen hat, auf Drohnenangriffe Russlands mit einem Angriff auf Moskau zu reagieren.«
Ein Korrespondent fragt: »Jetzt gleich oder erst nach weiteren Vorfällen?« Der Innenminister schaut auf seinen Spickzettel und murmelt: »Das tritt nach meiner Kenntnis … ist das sofort, unverzüglich.«
Im nachhinein konnte nicht mehr aufgeklärt werden, welcher General nach dieser missverständlichen Äußerung die Bombardierung Moskaus ausgelöst hat – und damit den russischen Gegenschlag –, aber der Bundeskanzler versprach, Berlin in Rekordzeit wiederaufzubauen. Damit beauftragt wurde Alexander Dobrindt.
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