Reiche werden reicher
Von Susanne Knütter
Überraschend ist es nicht, aber ein Problem: Nicht nur die Armut wächst, auch der Reichtum. Die Vermögen der Milliardäre in der EU sind laut einer Analyse der Organisation Oxfam in der ersten Hälfte dieses Jahres um mehr als 400 Milliarden Euro gestiegen. Also mehr als zwei Milliarden pro Tag, erklärte Oxfam am Donnerstag in Berlin. Das Gesamtvermögen der Milliardäre habe Ende Juni ein Volumen von 2,3 Billionen Euro erreicht. Dabei gehe es, Stand März, um 287 Menschen, 39 mehr als ein Jahr zuvor.
Die Analyse stützt sich unter anderem auf Forbes-Schätzungen und Angaben der Datenbank World Inequality Database vom Juli. Demnach besitzen die 3.600 reichsten Menschen in der EU soviel Vermögen wie die ärmsten 181 Millionen Menschen. Steuern würden hingegen vorwiegend von der breiten Masse der Bevölkerung gezahlt, während Superreiche durch Ausnahmeregelungen und Steuerprivilegien geschützt würden, kritisierte Oxfam bei der Vorstellung des Berichts »Eine europäische Agenda zur Besteuerung von Superreichen«. Auch in Deutschland, wo die Vermögenssteuer ausgesetzt ist und Superreiche aufgrund zahlreicher Steuerprivilegien oft weniger Abgaben zahlen als der Großteil der Bevölkerung, der hauptsächlich von Arbeitseinkommen lebt, kritisierte der Oxfam-Referent Manuel Schmitt.
Und wer ist da so gemeint? In Deutschland ist das zum Beispiel Dieter Schwarz, der Gründer der Supermarktkette Lidl und Kaufland. Mit einem Vermögen von 46,5 Milliarden Euro behauptete er den ersten Platz auf der Liste der 500 reichsten Deutschen, die das Manager-Magazin am Mittwoch präsentierte. Schwarz hatte bereits letztes Jahr die BMW-Erben Susanne Klatten und Stefan Quandt vom ersten Platz verdrängt. Albrecht und Heister, die den Discounter Aldi Süd kontrollieren, haben die Familie Merck des gleichnamigen Pharma- und Chemiekonzerns auf Platz drei abgelöst. Seit 2001, als das Magazin die Liste erstmals herausgab, hat sich das Gesamtvermögen der Top 100 von 263 Milliarden Euro auf 758 Milliarden Euro knapp verdreifacht. Das Bruttoinlandsprodukt hat sich im selben Zeitraum lediglich verdoppelt.
Tageszeitung junge Welt am Kiosk
Die besonderen Berichterstattung der Tageszeitung junge Welt ist immer wieder interessant und von hohem Nutzwert für ihre Leserinnen und Leser. Eine gesicherte Verbreitung wollen wir so gut es geht gewährleisten: Digital, aber auch gedruckt. Deswegen liegt in vielen tausend Einzelhandelsgeschäften die Zeitung aus. Überzeugen Sie sich einmal von der Qualität der Printausgabe.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Mehr aus: Kapital & Arbeit
-
Labour gegen Arbeiter
vom 10.10.2025 -
Agrarlobby schäumt vor Wut
vom 10.10.2025