Wechselbalg des Tages: Christian Lindner
Von Hagen Bonn
Herr Lindner, FDP (Fast Drei Prozent), lese ich erschrocken, plant, in die Privatwirtschaft zu wechseln. Dabei hätte ich schwören können, der war da nie weg. Nach Schätzungen des Wirtschafts- und Finanzportals FTD beläuft sich sein Privatvermögen auf etwa 5,5 Millionen Euro, was zu der Frage führt: Wieso will er denn arbeiten? Oder muss er? Liegt es an seinem Porsche? Muss der auch wechseln? Vielleicht auf den Schrottplatz, weil er 42 Jahre alt ist? Oder liegt es am kreditfinanzierten Immobilienbesitz im Villenviertel von Nikolassee in Berlin?
Schon klar, das sind recht viele sozialneidische Fragen. Und es gibt darauf nur eine Antwort: »Der moderne Sozialstaat«, so steht es im Programm der Zwergpartei, ist »keine Hängematte, sondern Sprungbrett«. Aha, Botschaft verstanden. Der Herr Lindner will sprungbrettern. Aber wohin? Klingt mir alles ein wenig nach Realitätsverlust. Hat er schon vergessen, dass er aus seinem letzten Job gefeuert wurde? Von einem Bundeskanzler! Das kriegen nicht viele Menschen hierzulande hin. Wer will denn solches Fallobst auflesen? Gut, nicht unser Problem.
Außerdem benötigt er für die Aufnahme einer neuen Tätigkeit eine Genehmigung durch das Bundeskabinett. Wegen der »Karenzzeit für ehemalige Regierungsmitglieder«. Diese Karenz wurde einst nötig, um die Folgen des sogenannten »Drehtüreffekts« abzumildern, wenn es Politikern in der Drehtür zwischen Jobs in der Wirtschaft und dem Eingang zum Bundestag jedes Mal kotzübel wurde. Ja, und wegwischen will das heutzutage niemand.
Und für was ist der Mann überhaupt zu gebrauchen? Hier meine Vorschläge: Bundesdrohnenbeauftragter. Oder Autor für Glückskekse. Nein! Besser: Geräuschemacher (Foley Artist) in Hollywood. Denn als FDP-Mitglied ist man da bestens ausgebildet.
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