Menschenfreund des Tages: Ukrainischer Offizier
Von Reinhard Lauterbach
Nicht, dass hier der Korruption das Wort geredet werden soll. Aber manchmal hat sie auch ihr Gutes. Wie zum Beispiel in einem Fall, der sich im ukrainisch kontrollierten Teil des Donbass abgespielt hat. Nach Angaben des zentralen Ermittlungsbüros der Ukraine ist jetzt ein bei Pokrowsk eingesetzter Offizier aufgeflogen, der Soldaten seiner Einheit erst zum Bau eines Kiosks und dann zwei von ihnen zum dortigen Verkauf von Döner unter Anleitung seiner Frau abgestellt habe. Dabei hätten die Dönersäbler den vollen Sold für den Fronteinsatz erhalten. Der Schaden für die Staatskasse wird auf vier Millionen Griwna (etwa 80.000 Euro) beziffert. Jetzt droht dem Offizier eine Strafe von zehn Jahren Gefängnis und den Soldaten – was nicht in der Meldung stand – der Wechsel vom Dönermesser zur Kalaschnikow. Was man auch wieder ungerecht finden kann – schließlich ist es im Schützengraben gefährlicher als im Knast.
Wie die Sache bekanntgeworden ist, kann man sich ja denken: Nicht jeder hat die Chance auf einen derartigen Druckposten, sonst wäre die ganze Ukraine eine einzige Dönerbude. Also wird irgend jemand aus Neid den Offizier und/oder die beiden Kameraden verpfiffen haben.
Auch ein anderer Fall wirft ein Schlaglicht auf das Militär. In einem Dorf im Gebiet Kiew hatten zwei Beamte der Mobilisierungsbehörde eine Katze »eingezogen«, vulgo: geklaut. Das Kind des einen wollte unbedingt eine, und was macht man da: Man fährt umher und fängt einen vermeintlichen Streuner ein. Dummerweise waren die Täter in Uniform, das fiel auf, und die Besitzerin veröffentlichte die Geschichte vom braven Soldaten »Murtschik« (»Schnurrerchen«) im Internet. Das ganze Land lachte, und das Gebietswehrersatzamt dementierte: Seine Mitarbeiter träten in Zivil auf, nicht in Uniform. Das stimmt womöglich. Ihr Job ist schließlich, Menschen zu fangen und keine Katzen.
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