Malen nach Zahlen
Von Gabriele Damtew
Eine englische Woche jagt die nächste. Und die sind bekanntlich immer für Überraschungen gut. Besonders in der dritten Liga, wo die absolute Überlegenheit eines Klubs eher selten ist. Ausgerechnet einer der kleinsten Vereine, Erzgebirge Aue, hatte zu Beginn des Zyklus aus drei Spieltagen die hochgehandelten Münchner Löwen mit 2:0 geschlagen. Ein wichtiger Sieg unter der Ägide von Trainer Jens Härtel, der eigentlich schon auf dem Schleudersitz Platz genommen hatte. Eine Niederlage zuviel für 1860-Coach Patrick Glöckner. Der musste daraufhin seine Siebensachen packen, im Schlepptau Geschäftsführer Christian Werner, letzterem bleibt zumindest sein Doktortitel. Mit diesem glücklosen Duo hätte eigentlich der glorreiche Aufstieg der Sechziger in die zweite Liga zelebriert werden sollen. Schnee von gestern im Löwen-Universum. Die Wiesn und Interimstrainer Alper Kayabunar würdn’s scho richten. Tatsächlich sprang unter dem Übungsleiter der »kleinen Löwen« unter der Woche zu Hause ein Unentschieden gegen Viktoria Köln heraus (2:2), mehr aber nicht. Wehen Wiesbaden war beim 1:0 am Sonntag die bessere Mannschaft.
Aue dagegen siegte nach dem sportlichen Löwen-Bashing auch noch bei Alemannia Aachen mit 1:0 und hätte die Maximalpunktzahl fast erreicht, wenn Rot-Weiß Essen die zweimalige Führung der Kumpelelf nicht egalisiert hätte. Rotzfreche Essen-Fans sollen sich derweil mit Pinseln kreativ ausgetobt und den Gästeblock in ein rot-weißes Kunstwerk – Vermutung: Malen nach Zahlen – verwandelt haben, was sich extrem mit dem traditionellen Lila der ortsansässigen Kumpel biss. Härtel sprach dann auch von einem »traurigen« Unentschieden, darf sich und sein Team aber eine Stufe oberhalb des Kellerfensters punktgleich mit Rostock und Ingolstadt auf Rang 16 verorten. Die Löwen lecken sich nur einen Punkt weiter oben, weit unter dem eigenen Anspruch, die Wunden.
Für Cottbus wiederum hätte die Woche nicht besser laufen können. Die alte Energie der letzten Saison ist wieder da. Mit 5:0 gegen die Zweitvertretung des VfB Stuttgart eröffnete das Team aus der Lausitz den englischen Reigen, feierte danach im Ostduell im Ostseestadion bei Hansa Rostock ein 3:1 und konnte letzten Sonnabend nach zweimaliger Führung von Alemannia Aachen das Spiel noch drehen (3:2). Glücklicherweise hatte sich der zweifache Torschütze Tolcay Ciğerci bei seiner Frau im Kreißsaal drei Tage fern jeglicher Trainingsbelastung eine Atempause gönnen dürfen, bis der überfällige Nachwuchs das Licht der Welt erblickte. Gratulation! Ebenso wie zur Geduld von Coach »Pele« Wollitz und zum verdienten zweiten Tabellenplatz.
Es passiert nicht zum ersten Mal in der dritten Liga, dass ein Aufsteiger überraschend souverän die Tabellenführung innehat. Denken wir nur an den SV Elversberg, der schon die zweite Saison in der zweiten Bundesliga spielt. Oder den SSV Ulm, der allerdings sofort wieder abgestiegen ist. Auch wenn das Punktekonto des MSV Duisburg nach einem Sieg und zwei Unentschieden geschmolzen ist, führen die Zebras doch weiterhin die Tabelle an, ungeschlagen.
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