Pokern um Gaza
Von Jörg Tiedjen
Die Erwartungen sind hoch. Fast genau zwei Jahre nach Beginn des jüngsten Gazakriegs haben am Montag im ägyptischen Scharm Al-Scheich erneute Verhandlungen über eine Friedenslösung begonnen. Die Vermittler aus dem Gastgeberland Ägypten sowie dem Golfemirat Katar hätten sich zunächst mit der Hamas-Delegation um Auslandschef Khalil Al-Haja getroffen, wie dpa mitteilte. Im Anschluss hätten dann Gespräche mit den israelischen Unterhändlern auf dem Programm gestanden. Wie bei früheren Unterredungen werden beide Seiten nicht direkt aufeinandertreffen.
Neben Al-Haja war in dem ägyptischen Ort unter anderem der US-Sondergesandte Steve Witkoff eingetroffen, wie dpa berichtete. Israels Chefunterhändler Ron Dermer wird allerdings erst im Lauf der Woche erwartet. Die neuerlichen Verhandlungen waren möglich geworden, nachdem am Freitag auch die Hamas einem von US-Präsident Donald Trump am Rande der UN-Generaldebatte vorgestellten 20-Punkte-Plan in Grundzügen zugestimmt hatte.
Zunächst soll es bei dem Zusammentreffen um den Austausch Hunderter Palästinenser in israelischer Haft gegen die 48 israelischen Gefangenen gehen, die noch in den Händen der Hamas vermutet werden. Laut Reuters sei keine schnelle Einigung zu erwarten. »Die Verhandlungen werden mindestens einige Tage, wenn nicht länger dauern«, zitiert die Agentur einen Insider. Ziel sei es, ein detailliertes Abkommen auszuarbeiten, bevor eine Waffenruhe umgesetzt werden könne. Ein Streitpunkt dürfte die Forderung nach einer Entwaffnung sein, die von der Hamas abgelehnt wird, solange die israelische Besatzung andauere und kein palästinensischer Staat gegründet sei.
Vor Beginn der Gespräche dankte Ägyptens Präsident Abd Al-Fattah Al-Sisi in einer Rede zum Jahrestag des Oktoberkriegs 1973 Trump für seine Initiative, berichtete WAFA. Eine Waffenruhe, die Freilassung der Gefangenen und Schritte zu einer Zweistaatenlösung bedeuteten, dass man sich auf dem »richtigen Weg zu anhaltendem Frieden und bleibender Stabilität« im Nahen Osten befinde. Für den Fall einer Feuerpause haben allerdings die ultrarechten Koalitionspartner des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu einen Austritt aus der Regierung angekündigt. Einen Staat Palästina will diese ohnehin verhindern.
Siehe auch
Tageszeitung junge Welt am Kiosk
Die besonderen Berichterstattung der Tageszeitung junge Welt ist immer wieder interessant und von hohem Nutzwert für ihre Leserinnen und Leser. Eine gesicherte Verbreitung wollen wir so gut es geht gewährleisten: Digital, aber auch gedruckt. Deswegen liegt in vielen tausend Einzelhandelsgeschäften die Zeitung aus. Überzeugen Sie sich einmal von der Qualität der Printausgabe.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Ähnliche:
- Jonathan Ernst/REUTERS01.10.2025
Wiedergänger Balfours
- Amir Cohen/REUTERS03.07.2025
Trump will Waffenruhe diktieren
- Khalil Hamra/AP Photo04.07.2017
Erstaunlicher Rollenwechsel
Mehr aus: Ausland
-
Hoffnung auf Frieden
vom 07.10.2025 -
Hardlinerin übernimmt
vom 07.10.2025 -
Friedensgespräche mit Drogenmafia
vom 07.10.2025 -
Zwei Jahre Genozid
vom 07.10.2025 -
Caracas warnt vor US-Invasion
vom 07.10.2025