Wieder die Springboks
Von André Dahlmeyer
Am Sonnabend ging die 13. Rugby Championship zu Ende, die Meisterschaft der südlichen Hemisphäre. Organisiert wird das Turnier von dem Konsortium SANZAAR, bestehend aus den Verbänden Rugby Australia, New Zealand Rugby, South African Rugby Union sowie der Unión Argentina de Rugby. Die All Blacks aus Neuseeland gewannen im Optus Stadium von Perth erneut gegen die Wallabies aus Australien, diesmal mit 28:14 (17:9), und sicherten sich dadurch den Bledisloe Cup. Das Resultat bedeutet einen neuen Rekord mit elf Triumphen hintereinander gegen die Wallabies. Seit der Wettbewerb nicht mehr Tri Nations heißt, also seit 2012, als Argentinien in den erlauchten Kreis aufgenommen wurde, hat Australien das Turnier nur einmal (2015) gewinnen können, die All Blacks indes gewannen neunmal (zuletzt 2023). Genaugenommen sogar zehnmal, denn 2020 nahm Südafrika wegen der Pandemie nicht teil, das Turnier hieß für ein Jahr wieder Tri Nations. Soviel zur Kräfteverteilung.
Das von Scott Robertson gecoachte Neuseeland schloss das Turnier mit vier Siegen und zwei Niederlagen ab, sprang nach dem Erfolg vorübergehend an die Spitze, musste jedoch noch das Resultat zwischen Südafrika und Argentinien aus London abwarten. Gegen Australien gewannen die All Blacks zudem einen Bonuspunkt, weil sie drei Versuche mehr als der Gegner erzielten. Knackpunkt war, als den Wallabies in der 13. Minute beim Stand von 6:7 durch den TMO (Television Match Official) ein Versuch von Allan Alaalatoa aberkannt wurde (Regelverstoß beim Breakdown). Danach gingen sie noch einmal durch einen Penal (in Unterzahl) in Führung, dann brachen sie ein. Die All Blacks zeigten deutliche Verbesserungen im Scrum sowie in der Defense.
Argentinien hatte sein Heimrecht abgegeben und spielte gegen die Springboks in der Londoner Rugby-Kathedrale Twickenham. Der Auftritt der Silberländer gegen die beste Auswahl der Welt war mehr als würdig. Head Coach Felipe Contepomi hatte vor dem Match gesagt, dass Argentinien den haushohen Favoriten attackieren würde. Die Pumas begannen furios gegen den Weltmeister. Kurz vor der Halbzeit stand es 13:3, ehe den Springboks doch noch ein Versuch gelang; mit Erhöhung verkürzten sie auf 13:10 zur Pause (79 Tackles der Pumas). Am Ende hieß es 29:27 für die Springboks, die Pumas erhielten aufgrund des engen Resultats einen Bonuspunkt. Südafrika gewann Match und Turnier, weil ihr systematisch eingesetzter Scrum eine tödliche Waffe ist, ein Alptraum.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Detlev R. aus Tshwane, Südafrika (5. Oktober 2025 um 23:09 Uhr)Ja, die »Bokke« oder »AmaBokuboku« haben es wieder einmal geschafft. Es war ein spannendes Spiel am Samstag und ein knapper Sieg über die hart kämpfenden Pumas aus Argentinien. Hier in Südafrika sind die Springboks ein nationales Gut, auch dank des »Madiba-Zaubers« (Madiba Magic) von 1995. Als die Springboks damals in Johannesburg ihre historischen Rivalen, die All Blacks aus Neuseeland schlugen und die Weltmeisterschaft gewannen, wurde das auch dem Einfluss von Nelson Mandela zugesprochen. Eine Legende, an die man sich gern erinnert. Mandela, der erste demokratisch gewählte Präsident Südafrikas, hat den Sport als einen Eckstein für den Bau einer einheitlichen südafrikanischen Nation erkannt. Dabei spielen Rugby und die Springboks eine besondere Rolle. Für die Elite der weißen Minderheit war Rugby stets wie eine Religion. Unter dem Apartheidregime war schwarzen Spielern der Weg in die Nationalmannschaft von vornherein versperrt, und die Springboks daher eine rein weiße Veranstaltung. Deshalb hatte Mandela es nicht leicht, das eigene politische Lager von seiner Vorstellung vom Sport als einigender Kraft zu überzeugen, als es um die Rugby-Weltmeisterschaft ’95 ging. Er setzte sich durch, u.a. auch für die Beibehaltung des Namens »Springboks«. Der Slogan war »one team, one country« und die Begeisterung und Freude über die gewonnene Weltmeisterschaft erfasste damals das ganze Land. Man würde sich heute wieder etwas »Madiba magic« wünschen, denn der Zauber von damals ist im politischen und gesellschaftlichen Alltag schnell verflogen.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in André D. aus San Ignacio, Misiones (6. Oktober 2025 um 23:50 Uhr)Lieber Detlev Reichel, vielen Dank für Deinen Beitrag. Ja, die Pumas haben eine wahre Abwehrschlacht geliefert. Das Ergebnis täuscht aber über den Spielverlauf hinweg. Argentinien war die erste Halbzeit und in der Schlussphase besser, Südafrika hat aber den Rest des Matches krass dominiert, der Sieg war nie in Gefahr. Das Spielkonzept war völlig anders, es ging immer nur um den guten alten Try, Penalties zum punkten interessieren die Springboks nicht. Herzlich, André Dahlmeyer xxx P.S.: Die vermeintliche Sauberkeit des ovalen Sports hat in den letzten Jahren in Argentinien stark gelitten, vor allem nach massiven rassistischen Beiträgen von Nationalspielern in den sogenannten Sozialen Medien.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Detlev R. aus Tshwane, Südafrika (7. Oktober 2025 um 14:50 Uhr)Lieber André Dahlmeyer, Dank für deine Bemerkungen zu meinem Leserbrief. Ich stimme dir voll zu, was du über den Spielverlauf schreibst. Auch wenn ich Rugby einen faszinierenden Sport finde, bin ich keineswegs ein Kenner. Ich weiß aber, welche Rolle Rugby früher in Südafrika insbesondere für die kulturelle Identifikation der weißen, afrikaanssprachigen Afrikaner gespielt hat. Heute hat der Rugby-Sport hierzulande diese elitäre Exklusivität weitgehend verloren. Das macht das »Spiel mit der Pflaume« für unsereins wieder interessant. Und Südafrika kommt vielleicht ein wenig näher an Mandelas Ideal vom Sport als einer einigenden Kraft in der Gesellschaft. Zu wünschen ist es. Solidarische Grüße nach San Ignacio. Detlev Reichel
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vom 06.10.2025