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Aus: Ausgabe vom 06.10.2025, Seite 8 / Abgeschrieben

Erhöhte Wasserentnahme in Brandenburg: Red Bull hat Durst

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Die brandenburgischen Grünen, derzeit nicht im Landtag vertreten, machten am Sonntag auf eine geplante Erhöhung der industriellen Wasserentnahme durch Red Bull aufmerksam:

(…) In der Region südlich von Berlin geht es um ein Vielfaches dessen, worüber in den vergangenen Jahren bei der Debatte um Tesla in Grünheide gestritten wurde. Von den 2,55 Millionen Kubikmetern Grundwasser, die die Stadt Baruth jährlich fördern darf, sollen rund 2,35 Millionen (92 Prozent) Kubikmeter in die industrielle Getränkeproduktion fließen – nur 204.000 (acht Prozent) Kubikmeter bleiben damit für die regionale Trinkwasserversorgung. Brandenburg ist schon jetzt eines der trockensten Bundesländer, die Grundwasserspiegel sinken seit Jahrzehnten. (…)

»Der Landtag muss sich mit der Thematik befassen, weil die Auswirkungen großindustrieller Wasserentnahmen weit über die kommunale Ebene hinausreichen. Es geht um den Schutz eines existenziellen öffentlichen Gutes, um landesweite ökologische Folgen und um die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung künftiger Generationen. Eine umfassende parlamentarische Aufarbeitung ist daher dringend geboten«, fordert Andrea Lübcke, Landesvorsitzende der Brandenburger Bündnisgrünen.

Da die Brandenburger Bündnisgrünen derzeit nicht im Landtag vertreten sind, richtet sich der Appell an die anderen Fraktionen: »Sie müssen sich der Belange der Umwelt und der Bevölkerung annehmen. Das Mindeste wäre, eine öffentliche Anhörung aller Beteiligten im zuständigen Ausschuss einzuberufen, um die Diskussion zu versachlichen und die Grundlagen politischer Entscheidungen transparent zu machen. Ohne ausreichend Trinkwasser wird es auch mit der Wirtschaft in der Region schwierig«, mahnt Lübcke. (…)

Wie wichtig die öffentliche Debatte ist, zeigt das Beispiel Tesla in Grünheide: Das Unternehmen darf bis zu rund 1,8 Millionen Kubikmeter Grundwasser pro Jahr entnehmen, nutzt aber derzeit deutlich weniger – zuletzt etwa 450.000 Kubikmeter. Auch die anhaltenden Proteste von Bürgerinitiativen und Umweltverbänden waren hier bedeutsam: Sie haben den Wasserverbrauch ins öffentliche Bewusstsein gerückt, rechtliche Prüfungen angestoßen und dazu beigetragen, dass strengere Auflagen erlassen und Recyclingmaßnahmen ausgebaut wurden.

Die Entscheidungen über Wasserrechte und Genehmigungen werden von Wasserbehörden und den Kommunen getroffen. Zwar hat das Land Brandenburg nur begrenzte direkte Eingriffsmöglichkeiten, doch es liegt in seiner Verantwortung, Transparenz, Beteiligung und öffentliche Kontrolle einzufordern, so Lübcke. Die Red Bull GmbH ist nicht börsennotiert, sondern komplett privat. 51 Prozent gehören der thailändischen Gründerfamilie Yoovidhya, 49 Prozent hält Mark Mateschitz, Sohn des österreichischen Mitgründers. Das Unternehmen veröffentlicht daher nur grobe Finanzzahlen.

»Dabei geht es auch um Gerechtigkeit in der Wasserverteilung: In Zeiten sinkender Grundwasserstände darf die Versorgung von Bevölkerung und Landwirtschaft nicht nachrangig gegenüber den Interessen einzelner Konzerne behandelt werden. Wasser ist keine beliebig verfügbare Ressource – es muss fair, nachhaltig und mit Blick auf die kommenden Generationen verteilt werden«, so die Physikerin Lübcke.

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