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Aus: Ausgabe vom 24.09.2025, Seite 2 / Inland
Tesla in Grünheide

»Die Fabrik wurde am falschen Ort gebaut«

Brandenburg: Von Tesla nicht angezapfte Wassermengen sollen verteilt werden. Initiative fordert Vorrang für Bevölkerung. Ein Gespräch mit Caro Weber
Interview: Marc Bebenroth
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Gegen den Durst des Kapitals: Eine Protestaktion anlässlich der Sitzung des Wasserverbands Strausberg-Erkner (5.3.2025)

Nachdem das Tesla-Werk in Grünheide 388.000 Kubikmeter Wasser im Jahr weniger verbrauchen darf, steht nun die Entscheidung an, was mit dieser Menge geschehen soll. Weshalb fordert das Bündnis »Tesla den Hahn abdrehen«, das Wasser zuerst an Wohnungen und soziale Einrichtungen zu verteilen?

Bei der Ansiedlung war Tesla eine immense Menge versprochen worden. Das hatte zur Folge, dass kein zusätzliches Grundwasser mehr als Trinkwasser für Wohnprojekte oder soziale Einrichtungen verteilt werden konnte. So erging es zum Beispiel einem neuen Hausprojekt in Hoppegarten, einer Schule, die erweitert werden sollte, und auch der Feuerwehr. Unglaublich wichtig ist auch, wie wir diese Wasserkapazitäten im Boden lassen.

Muss man sich auf klimatische Veränderungen einstellen?

In Zukunft wird es längere Dürreperioden geben, was wir zum Teil jetzt schon erleben. Deswegen muss der Grundwasserspeicher bestehen bleiben. Gleichzeitig muss die Bevölkerung versorgt werden. Wenn es dann eine Leerstelle geben sollte bei sozialen Projekten oder beim Wohnungsbau, muss das abgedeckt werden von einer gerechten Verteilung – und zwar ohne Kürzungen bei der Versorgung.

Die Industrie sollte hinten anstehen?

Falls es in Zukunft mehr Probleme geben sollte, muss man ganz klar feststellen, dass diese Tesla-Fabrik hier einfach am falschen Standort gebaut wurde: Sie verbraucht und verschmutzt zu viel Wasser. Das Problem ist, dass die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Wasserverband ein Stimmrecht haben und damit die Verteilung des Wassers bestimmen. Sie haben gar nicht alle im Sinn, die nächsten sozialen Einrichtungen und Wohnungen zu versorgen, sondern wollen teils lieber Industrieansiedlungen befördern – und zwar Rechenzentren. Nach dem Motto: Jetzt haben wir ein bisschen mehr Wasser, holen wir uns die nächste wasserintensive Industrie ran. Und ob dann für die Bevölkerung noch etwas übrig bleibt, müsste man dann sehen. Die Natur spielt da keine Rolle mehr.

Für diesen Mittwoch, 13 Uhr, haben das Bündnis und die Bürgerinitiative Grünheide Protest bei der Sitzung des Wasserverbands Strausberg-Erkner angekündigt. Wie hat der Verband in der Vergangenheit auf Ihren Protest reagiert?

Die Menschen, die dort arbeiten, die Expertinnen und Experten, haben ein starkes Augenmerk darauf. Sie standen unserem Protest im Grunde stets eher positiv gegenüber. Der Chef des Wasserverbands, André Bähler, ist ein großer Kritiker dessen, was bei Tesla passiert, und sieht die Grundwasserbeschaffenheit unter der Fabrik kritisch. Dann sind da die Bürgermeister, bei denen die Entscheidungshoheit liegt. Einige von ihnen stehen unserem Anliegen eher offen gegenüber, zum Beispiel in Erkner. Andere sind eher für Ansiedlungen etwa von Rechenzentren und wollen dafür die Wasserkapazitäten freigeben.

Welches Gewicht hat der Wasserverband?

Er gibt Empfehlungen und muss es am Ende auch tragen. Der Verband muss seine Unterschrift druntersetzen. Verbandschef Bähler hat einen gewissen Spielraum, zu sagen: »Die Entscheidung können wir nicht verantworten.«

Medienberichten zufolge hat sich der Gründer des chinesischen Unternehmens Dreame Standorte in Brandenburg für eine mögliche Autoteilefabrik zeigen lassen. Wie viel Beachtung schenken Sie diesen Meldungen?

Das besorgt uns sehr. Da könnte sich ein Unternehmen gedacht haben: »Die Geschwindigkeit der Tesla-Ansiedlung und die Infrastruktur machen wir uns zunutze.« Soweit ich das verstanden habe, ist die Ansiedlung für Fürstenwalde gedacht. Damit nicht wie bei Tesla alles im stillen Kämmerlein besprochen wird, werden wir das weiter beobachten und uns vorbereiten. Die Bürgerinitiative Grünheide vernetzt sich intensiv mit anderen. In Fürstenwalde ist eine BI im Aufbau.

In einer Mitteilung kritisieren Sie eine ungerechte Neuregelung der Wasserpreise. Was ist da geplant?

Es soll nicht mehr ein Grundpreis in Rechnung gestellt werden, sondern nur noch der Verbrauch bepreist werden. Wer also ein Haus mit Garten bewohnt und den mit Trinkwasser sprengt, könnte durch Einsparungen Kosten senken. Für eine Familie aber, die keinen Garten hat und ohnehin schon sehr sparsam lebt, wird es teurer.

Caro Weber ist aktiv im brandenburgischen Bündnis »Tesla den Hahn abdrehen«

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