Marokko protestiert
Von Carmela Negrete
Das autoritär regierte Marokko erlebt den größten Aufstand seit dem sogenannten arabischen Frühling. Die Monarchie wird zunehmend in Frage gestellt. Mehrere Jugendliche wurden getötet. Die Armee ist auf den Straßen. Drei Jugendliche wurden von der Polizei in Lqliâa erschossen, wo sie gegen Korruption und Jugendarbeitslosigkeit protestiert hatten. In Oujda wurden mehrere Demonstranten von einem Polizeiauto überfahren. Online geteilte Videos zeigen Polizeigewalt gegen Demonstranten und Verhaftungen auch von Minderjährigen.
Das, was als reine Jugendrevolte begonnen hat, erfasst mittlerweile immer mehr Bevölkerungsgruppen. Seit über einer Woche dauern die Demonstrationen an, und die Repression der alawitischen Monarchie scheint die Wut der Menschen noch weiter anzuheizen. Hunderte wurden verletzt, Tausende festgenommen.
Die Protestierenden fordern ein Ende der Korruption, einen funktionierenden Sozialstaat und genügend Arbeitsplätze. Mehr als acht Millionen Menschen unter 30 machen fast 40 Prozent der Bevölkerung aus. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt offiziell bei rund 35 Prozent und verharrt seit Jahrzehnten auf hohem Niveau. »Weniger Stadien, mehr Krankenhäuser«, lautet ihre Parole. Denn während das Land derzeit das größte Stadion der Welt baut, bleibt das Problem einer wachsenden sozialen Ungleichheit ungelöst. Auslöser der jüngsten Protestwelle war ein Skandal im öffentlichen Krankenhaus Hassan II in Agadir, wo acht schwangere Frauen aufgrund miserabler Zustände gestorben waren.
Es handelt sich um die größten anhaltenden Proteste seit dem »arabischen Frühling« 2011 und der Rif-Revolte von 2016. Dieses Mal richtet sich die Kritik deutlich gegen das Königshaus von Mohammed VI. Am Wochenende organisierten sich die Marokkaner erneut über soziale Netzwerke und demonstrierten in den wichtigsten Städten des Landes, darunter Rabat, Casablanca, Agadir und Tanger. Und das, obwohl die Autoritäten die Proteste mit einem Medienblackout zu ersticken suchten.
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