Protest nach Wahl in Georgien
Von Jens Walter
Nach gewalttätigen Protesten im Zuge der Kommunalwahlen in Georgien hat die Regierung des Landes Maßnahmen gegen die Opposition angekündigt. Regierungschef Irakli Kobachidse sagte, das »Netzwerk ausländischer Agenten« dürfe »nicht länger in der georgischen Politik aktiv sein«. Nach den Wahlen am Sonnabend hatten Zehntausende Menschen gegen die Regierung protestiert, einige hatten versucht, in den Präsidentenpalast in der Hauptstadt Tbilissi einzudringen. Außerdem setzten Protestierende Barrikaden in Brand. Die Polizei reagierte mit Tränengas und Wasserwerfern. »Mehrere Personen wurden bereits festgenommen – allen voran die Organisatoren des Putschversuchs«, sagte der Regierungschef von der Partei Georgischer Traum laut AFP.
Bei den von Teilen der Opposition boykottierten Kommunalwahlen am Sonnabend hatte der Georgische Traum nach offiziellen Angaben einen klaren Sieg eingefahren. Der zentralen Wahlkommission zufolge errangen die Kandidaten der Regierungspartei Erdrutschsiege bei allen Bürgermeisterwahlen. Das georgische Innenministerium erklärte, es habe wegen »Aufrufen zum gewaltsamen Umsturz« Ermittlungen gegen fünf mutmaßliche Rädelsführer eingeleitet, so AFP. Opposition und Demonstranten werfen der Regierung in Tbilissi vor, sich Russland anzunähern und sich von der EU abzuwenden. Die Regierung weist dies zurück.
Im Vorfeld der Wahlen hatten Teile der Opposition zum Boykott aufgerufen. Der inhaftierte Expräsident Michail Saakaschwili rief seine Anhänger auf, so »die letzte Chance« zur Rettung der georgischen Demokratie zu nutzen. Allerdings waren nicht alle Regierungsgegner dem Boykottaufruf gefolgt. Die ohnehin zersplitterte Opposition hatte sich in dieser Frage weiter zerstritten. Für die Regierungspartei Georgischer Traum war die Wahl der erste wichtige Stimmungstest nach der Parlamentswahl vor einem Jahr. Nachdem sich der Georgische Traum nach der Wahl vom Oktober 2024 zum Sieger erklärt hatte, protestierten monatelang Zehntausende Regierungsgegner.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Torsten Andreas S. aus Berlin (6. Oktober 2025 um 15:25 Uhr)Über den 16. Juni 1953 erzählte mir meine Mutter, dass sie verblüfft war, wie viele Männer in Anzügen unterwegs waren – also eher seltsam für Arbeiterkluft. Mein kraftvoller Vater hat die Typen angeschrien: Dann fahrt doch noch sechs Stationen weiter U-Bahn! – Er stand damals gemeinsam mit den Leuten aus der Bäckerei Saarbrücker Straße vorm Werkstor. Am Rande. Die wollten ihre Fabrik verteidigen, standen mit Messern und Stangen und Knüppeln parat. 1978 war ich zum ersten Mal zum Arbeiten im Schülersommer in dieser Fabrik. Zwei Wochen in die Schichten. Und beinahe jeden Tag wurde ich gefragt: Du bist sein Sohn? Einigen war er immer noch präsent. Nach dieser langen Zeit. Hat mich sehr beeindruckt. Also: Wer ist dermaßen weltfremd, realitätsfern, desorientiert und radikalisiert, die ausländische Einflussnahme zu leugnen? Wie es in der DDR niemals eine gegeben haben soll? Seltsam, oder? Alle wissen es, aber niemand weiß Bescheid. Wie steht’s um die, die hauptamtliche EU-Mittel erhalten? Seit Jahrzehnten?
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