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Aus: Ausgabe vom 04.10.2025, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Auf den Wolf gekommen

Zu jW vom 30.9.: »›Erst der Abschuss erzeugt die Problemwölfe‹«

Man kann pro oder kontra Wolf sein. Man kann den Argumenten beider Seiten glauben oder eben nicht. Nur denke ich, dass wissenschaftlich belegten Studien mehr Beachtung zusteht als solchen mit wirtschaftlich-politischem Hintergrund. In der Schweiz sind 2024 etwa 58.000 Schafe verendet. Eine fast unglaubliche Zahl. Schlachttiere und Autounfälle nicht gerechnet. Diese Zahl ist ganz einfach nachzulesen. Es handelt sich um abgestürzte, durch Parasiten getötete, kranke oder im Herbst zurückgelassene Tiere. Oder eben auch durch Wolfsrisse getötete Schafe. Das Interessante daran ist, dass letztere nicht einmal ein Prozent aller toten Schafe ausmachen.

Nun frage ich mich, warum diese Tatsache nicht oder äußerst selten in Diskussionen für oder gegen den Wolf einbezogen wird. Eigentlich müssten die Schafhalter seit Jahren nach den Gründen fragen und mit Maßnahmen gegen diesen enormen Verlust vorgehen. Was aber definitiv nicht passiert. Seit Jahren sind die Zahlen der toten Schafe gestiegen. Warum gibt es da keinen Aufschrei, keine täglichen Berichte usw.? Wir haben aktuell viele Probleme, die wir lösen müssen. Was würde man sagen, wenn diese Probleme genauso angegangen würden wie das Problem mit den Wölfen? Ich meine, wenn man sich mit einem enormen Aufwand auf weniger als ein Prozent der Ursache konzentrierte, aber sonst nichts hinterfragen würde? Aus diesen Gründen habe ich persönlich genug von all den Diskussionen. Beachten wir doch mehr die Tatsachen. Der Mensch sollte den Besen in die Hand nehmen und zuerst vor seiner eigenen Türe kehren. Dem Wolf alles anzulasten, ist mehr als ungerecht.

Max Dolder, Hunzenschwil (Schweiz)

Klebriger Dandy

Zu jW vom 26.9.: »Die Eleganz der Distanz«

Der Schauspieler Helmut Fischer (1926–1997) war in seiner Rolle als »Monaco Franze« in der gleichnamigen TV-Serie (lief vom 2. März bis 11. Mai 1983) der »ewige Stenz«. Bryan Ferry (geboren 1945), Sänger, Musiker und Komponist, der unter anderem Boss der Artrockband Roxy Music war, trägt auch ein ähnliches Attribut vor sich her, wie dieser »Monaco Franze«: Ferry ist der »ewige Dandy«.

Wir, die älteren Semester, kennen natürlich diesen »ewigen Dandy« sehr gut, obwohl er schon länger keinen Hit mehr landen konnte. Aus »Let’s work together« machte er im Jahr 1976, kurzerhand (s)ein »Let’s stick together«, und das war dann schon sein größter Hit als Solist. Der Musiker und Sänger ­Wilbert Harrison (1929–1994) hat diesen Song geschrieben, mit dem auch die Bluesrockband »Canned Heat« einen respektablen Hit einfahren konnte. Bei Bryan Ferry wurde aus einem »Lasst uns zusammenhalten« ein »Wir kleben aneinander«, das die Sache mit der Liebe genau so wortstark auf den Punkt bringt.

Bryan Ferry hat sich am 26. September 2025 dem Klub der Achtzigjährigen angeschlossen, herzlichen Glückwunsch zum runden!

Klaus P. Jaworek, Büchenbach

Was tun? Was tun!

Zu jW vom 23.9.: »Generalstreik für Gaza«

Während die Bundesregierung sich noch immer zögerlich verhält gegenüber dem Völkermord der rechten zionistischen Regierung Israels und nicht einmal zur symbolischen Anerkennung eines palästinensischen Staates bereit ist, zeigt Italien im wahrsten Sinn des Wortes Flagge: Alle Gewerkschaften, auch die große CGIL, hatten die Regierung Meloni aufgerufen, sofort alle Handels- und Militärkooperationen mit Israel auszusetzen. Es kam daraufhin zu landesweiten Solidaritätsaktionen, Arbeitsniederlegungen im ganzen Land; Schüler nahmen am Widerstand teil, Schulen blieben geschlossen, die Hafenarbeiter wurden aktiv, und in Bologna wehte die Palästina-Flagge auf dem Rathaus! Anders als in Deutschland kam es nicht nur zu Demos und Friedensaufrufen – es blieb nicht bei Worten, es kam zu vielfachen Solidaritätsaktionen, auch kämpferischer Art. Ich frage mich, weshalb so etwas in Deutschland nicht auch möglich ist? Hat man hier nicht verstanden, dass Worte nicht genügen, dass endlich Taten der ganzen Bevölkerung gebraucht werden? Gibt es wirklich noch den alten »Untertanengeist« angesichts einer Obrigkeit, die längst kein Vertrauen mehr in der Bevölkerung findet? Ist es Angst – oder schlimmer noch – ­Fatalismus, das Gefühl, doch nichts ändern zu können? Wo sind die Lehrer, die sich nicht scheuen, ihre Schüler für Aktionen gegen »Kriegstüchtigkeit« aufzurufen? »Was tun?« fragte Lenin. Unsere Antwort muss die Aufforderung an uns alle sein: Was tun! Jeder an seinem Platz!

Eva Ruppert, Bad Homburg

Papier gegen Windmühlen

Zu jW vom 27./28.9.: »Deutsche Wohnen & Co enteignen stellt Vergesellschaftungsgesetz vor«

Die Eigentumsfrage ist so grundsätzlicher Natur, dass das Kapital lieber seine eigene Verfassung außer Kraft setzen wird, als hier nachzugeben. Natürlich ist es begeisternd, ihm nachweisen zu können, dass es auch über seine selbstgemachten Gesetze stolpern kann. Sich aber vorzumachen, die Herrschaft des Geldes über die Menschen ließe sich auf diesem Wege ziemlich elegant beenden, ist reichlich illusorisch. Niemals wird sich Kapital freiwillig dem Ansinnen beugen, sich das Herz des Profits aus der Brust reißen zu lassen. Es wird mit Klauen und Zähnen kämpfen. Bei dieser Kampfweise würde letztlich jedes Gesetz Makulatur. Das Kapital weiß das, und es wird gewiss nicht tatenlos bleiben. Die nächsten Jahre werden leider zeigen: Das Immobilienkapital ist gewiss kein Papiertiger, der sich durch (noch so gut gemeintes) Papier besiegen lässt.

Joachim Seider, Limassol (Zypern)

Das Immobilienkapital ist gewiss kein Papiertiger, der sich durch (noch so gut gemeintes) Papier besiegen lässt.

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