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Aus: Ausgabe vom 02.10.2025, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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»Ohne Anspruch auf Entschädigung«

Zu jW vom 30.9.: »Mietskasernen für Soldaten«

Vielleicht sollte Rolf Buch mal überlegen, den im Konzern vorhandenen Bestand zu sanieren. Ich wohne selbst in einer Vonovia-Wohnung – seit mehr als zwölf Jahren. Ausfälle der Warmwasserversorgung, Heizung, Probleme mit den Abflüssen von Schmutzwasser – dafür deutlich überteuerte und verfälschte Abrechnungen von Betriebskosten, die man dann über Widersprüche peu à peu irgendwann zurückerstattet bekommt. Selbst bei Notfällen kann die Reparatur Wochen dauern. Eine grundlegende Sanierung der hier genutzten Wohnungen ist nicht in Sicht. Es wird nur an den allernotwendigsten Problemen herumgedoktert. Mieter leben seit Monaten mit durch Rohrbruch im Abwassersystem teilweise nicht nutzbaren Wohnungen und bekommen, trotz rechtmäßiger Mietminderung, auch noch Mahnungen wegen Mietrückständen. Aber für die Bundeswehr Wohnungen bauen – der Bund zahlt eh für das dann nur vorübergehend in den Mietskasernen lebende Futter für den Fleischwolf. Hauptsache Rendite für die Aktionäre und das üppige Gehalt für Herrn Buch 2024 von 5.292.000 Euro und seine Vorstandsmitglieder im Schnitt von 2.700.000 Euro – pro Person! (siehe Vergütungsbericht 2024 auf der Website von Vonovia.) Das ist finsterster Kapitalismus und gehört abgeschafft! Und Vonovia gehört genau wie die Deutsche Wohnen enteignet – ohne Anspruch auf Entschädigung. Wohnungen gehören grundsätzlich in gemeinschaftliche Hand – dann sind die Mieten erschwinglicher. Wien hat es bereits vor 100 Jahren vorgemacht, und Graz in Österreich macht es noch heute – dank einer Kommunistischen Partei in der Verantwortung!

Andreas Eichner, Schönefeld

»Bis der letzte das Licht ausmacht«

Am vorletzten Wochenende hat sich Radio eins mit gesunder Ernährung beschäftigt. Ein Experte stellte beiläufig und wie ganz selbstverständlich fest, dass man möglichst auf verarbeitete Nahrungsmittel verzichten sollte. Da stellte sich mir die Frage, warum es diese Lebensmittelindustrie, die uns offensichtlich ungesund ernähren möchte, überhaupt gibt und warum sie nicht stärker sanktioniert wird. Nach meiner ersten Fastenkur, wo auch die entsprechende Literatur auslag, war ich richtiggehend wütend darüber, dass unsere Nahrungsmittel flächendeckend mit Chemikalien behandelt werden, Äpfel bis zu siebenundzwanzigmal. Die chemische Industrie, deren Kapazitäten nach dem Kriege niemals heruntergefahren wurden, kann ihre Produkte jetzt in großem Umfang in der Landwirtschaft absetzen. Ein gigantisches Geschäft, nicht zu unseren Gunsten. (…)

Vor einigen Jahren hielt ein US-amerikanischer Vorsitzender einer linken Partei an der Humboldt-Universität einen Vortrag. Er stellte fest, dass es gegenwärtig keine Linke gebe, auch bei uns nicht. Die sogenannten Linken stellen Themen wie Identität in den Vordergrund. Er fragte, was das sei, diese Identität, und wohin das Ganze eigentlich führen solle. Es gehe um Bildung und den gemeinsamen Kampf, nicht um Identität.

Ich wohne jetzt fast dreißig Jahre in meiner Wohnung in Friedrichshain, und werde sie bis zu meinem Tode nicht verlassen können. Das Kapital ist arm dran und muss jetzt vermehrt in Immobilien investieren. Seltsamerweise sind 16 Prozent der Wohnungen in Berlin im Besitz von sogenannten Kleinsparern. Eine bekannte Journalistin soll gleich drei Wohnungen halten. Der Kapitalismus ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen, und wir unterwerfen uns ihm nicht nur freiwillig, sondern tun das in seinem Sinne auch noch gegeneinander. Anstatt uns zu wehren, machen wir brav mit. Nach der vorbereitenden Verblödung durch Social Media wird jetzt mittels KI auch noch unser Resthirn abgeschaltet werden. Die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten trauen uns ja auch keine eigene Meinungsbildung mehr zu. Ansätze von realistischer Berichterstattung werden im Keim erstickt. Klar.

Wie lange wollen wir uns das alles noch gefallen lassen? Ist es nicht an der Zeit, sich zu wehren und die Systemfrage zu stellen, bevor Mutter Erde uns aus ihrem Haus wirft? Erich Honecker hat einmal gesagt: »Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf!« Da hat er sich getäuscht und selbst kräftig mit Hand angelegt. Dieser Spruch aber trifft für die Megamaschine Kapitalismus zu. Sie durchdringt alle Lebensbereiche und ist nicht zu stoppen. Sie verwertet alles, was ihr in den Weg kommt, bis der letzte das Licht ausmacht. Das liegt in ihrem Wesen begründet und ist nicht zu ändern. Diesen Tiger kann man nicht reiten, wie Rudolf Bahro es vermeinte. Der Mehrheit von uns geht es immer noch sehr gut, leider auf Kosten anderer. Schon Anfang Mai hatten wir die der Erde für dieses Kalenderjahr zustehenden Ressourcen verbraucht. Wir schauen gebannt auf die alten Männer im Kreml und im Weißen Haus, als ob die Zukunft der Menschheit in ihren Händen läge. Sie liegt in unserer Hand, wenn wir denn endlich aufwachen.

Dieter Klawuhn, per E-Mail

»Bis zum Exitus«

Zu jW vom 29.9.: »Bericht: Pflegestufe 1 soll wegfallen«

Die nach Wegfall des Pflegegrades 1 nicht mehr pflegebedürftigen 863.000 fitten Oldies können dann die Grufties mit dem Pflegegrad 2 versorgen. Und diese – da nunmehr ja bestens betreut – kümmern sich wiederum um die bereits Scheintoten im Endstadium. So senken wir sukzessive und nachhaltig die enormen Kosten bis hin zum Exitus aller Beteiligten (und des gesamten Systems). Und die privaten Zuzahlungen können dennoch bei nur 4.000 Euro pro Monat bis auf weiteres stabil bleiben. Toll!

Reinhard Hopp, Berlin

Wohnungen gehören grundsätzlich in gemeinschaftliche Hand – dann sind die Mieten erschwinglicher. Wien hat es bereits vor 100 Jahren vorgemacht, und Graz in Österreich macht es noch heute – dank einer Kommunistischen Partei in der Verantwortung!

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