EU bleibt auf Kriegskurs
Von Ina Sembdner
Die EU-Spitzen gehen weiter in die vollen, um den Ukraine-Krieg am Laufen zu halten – rhetorisch wie materiell. Zur Eröffnung des informellen Treffens der Staats- und Regierungschefs zog Gastgeberin Mette Frederiksen am Mittwoch in Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen Parallelen zur Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Eine Lektion von damals sei, dass man nicht schnellstmöglich aufgerüstet habe, damit sich Demokratien verteidigen konnten, so die steile These der sozialdemokratischen Premierministerin.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sekundierte: »Wenn wir uns alle einig sind, dass die Ukraine unsere erste Verteidigungslinie ist, dann müssen wir die militärische Unterstützung für die Ukraine verstärken.« Konkret kündigte sie die Bereitstellung von vier Milliarden Euro für Kiew an. Die Hälfte davon soll in unbemannte Flugkörper investiert werden und dem Ausbau der ukrainischen Produktionskapazitäten für Drohnen dienen. Und ungeachtet der Tatsache, dass die Herkunft der in den vergangenen Tagen über Dänemark gemeldeten Drohnen weiter unklar ist, sprach von der Leyen von einem erkennbaren Muster von Luftraumverletzungen: »Und dieses Muster kommt aus Russland.«
Neben der Aufrüstung der Europäischen Union sollte es bei dem Treffen auch um die Verwendung des eingefrorenen russischen Vermögens gehen. Für Moskau handelt es sich dabei um »Pläne zur illegalen Entnahme russischen Eigentums, einfach gesagt: um Diebstahl«, wie Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow laut Agenturen kommentierte. Der Schritt führe dazu, das Vertrauen in Europa zu zerstören. Es werde damit klar, dass das Prinzip der Unantastbarkeit von Eigentum damit außer Kraft gesetzt werde, sagte Peskow. Er warnte vor einem Bumerangeffekt. Russland behalte es sich zudem vor, alle Beteiligten – auch Staaten – zur Verantwortung zu ziehen. Die Zinsen der russischen Vermögen werden bereits ausgegeben. Die ukrainische Ministerpräsidentin Julija Swiridenko bedankte sich am Mittwoch für eine weitere Tranche in Höhe von vier Milliarden Euro. Das Finanzministerium in Kiew schrieb, dass die Kreditgelder für Ausgaben in den Bereichen Soziales und Wiederaufbau, aber auch im Militärbereich verwendet werden können.
Tageszeitung junge Welt am Kiosk
Die besonderen Berichterstattung der Tageszeitung junge Welt ist immer wieder interessant und von hohem Nutzwert für ihre Leserinnen und Leser. Eine gesicherte Verbreitung wollen wir so gut es geht gewährleisten: Digital, aber auch gedruckt. Deswegen liegt in vielen tausend Einzelhandelsgeschäften die Zeitung aus. Überzeugen Sie sich einmal von der Qualität der Printausgabe.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
-
Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (2. Oktober 2025 um 10:15 Uhr)Die EU hat es über Jahre hinweg versäumt, ihre industrielle Stärke und militärische Sicherheit zu bewahren – nicht zuletzt durch ideologisch geprägte Klima-, Energie-, und Gesellschaftspolitik. Heute muss sie den Preis dafür zahlen. Die Ukraine wird dabei zum geopolitischen Spielball und letztlich zum Opfer eines Krieges, den sie gegen eine Atommacht wie Russland nicht gewinnen kann. Dieses humanitäre Desaster ist keine Frage des Geldes, sondern des politischen Realismus, den die EU-Führung von Beginn an hätte walten lassen müssen. Dass Brüssel nun versucht, die Unterstützung Kiews teilweise über eingefrorene russische Vermögen zu finanzieren, zeigt die eigene Schwäche: Man greift nicht auf eigene Mittel zurück, sondern auf fremdes Eigentum – mit unkalkulierbaren finanzpolitischen und rechtlichen Folgen. Dieser Schritt mag kurzfristig Mittel freisetzen, untergräbt jedoch langfristig Vertrauen in Europa und sendet ein Signal der Hilflosigkeit.
- Antworten
-
Leserbrief von Onlineabonnent/in Joachim S. aus Limassol (2. Oktober 2025 um 07:55 Uhr)Man sollte in Brüssel alle Fenster vernageln, damit nicht auch Ursula von der Leyen eines Tages mit dem Ruf »Die Russen kommen!« hinausspringen kann. Ihre Äußerungen sprechen schon heute eine deutliche Sprache, wie nahe sie diesem Wahnsinn bereits ist. Außerdem schützt man auf diese Weise gleich auch Frau Kalls, bei der ein ähnliches Syndrom ebenfalls schon seit Längerem ausgeprägt vorhanden ist.
- Antworten
Ähnliche:
- Helsing30.09.2025
Abschießen und angreifen
- Steven Knap/IMAGO/Ritzau Scanpix24.09.2025
Sender Gløjvids
- Ukrainian Presidential Press Service/Handout via REUTERS20.08.2025
Bis zum Frieden dauert’s noch
Mehr aus: Ausland
-
Nordukraine ohne Strom
vom 02.10.2025 -
Brüssel blickt nervös nach Prag
vom 02.10.2025 -
Abrechnung mit Exmachthaber
vom 02.10.2025 -
In gefährlichen Gewässern
vom 02.10.2025 -
Kabinett solidarisiert sich mit Petro
vom 02.10.2025 -
»Seit 26 Jahren läuft der Prozess«
vom 02.10.2025