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Aus: Ausgabe vom 30.09.2025, Seite 16 / Sport
Radsport

Übern Berg

Pogačar liefert: Die Straßenrad-WM in Kigali
Von Holger Römers
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Rauf und runter: Tadej Pogačar gewinnt nach 267,5 Kilometern (Kigali, 28.9.2025)

Würde Tadej Pogačar es wirklich wagen? Das war bei der Straßenrad-WM in Kigali die Frage, die der Parcours des abschließenden Männerrennens schon im voraus aufgeworfen hatte. Am Sonntag war nämlich nicht nur das 16fache Absolvieren jenes 15,5 Kilometer langen Rundkurses gefordert, der an den vorangegangenen Tagen bei den Frauen sowie in den Junioren- und U-23-Klassen auf dem Programm gestanden hatte. Das Rennen umfasste auch einen Abschnitt, der von den etwa 1.400 Metern überm Meeresspiegel, auf denen die ruandische Hauptstadt großteils angesiedelt ist, auf 1.769 Meter Höhe hinaufführte. Der sechs Kilometer lange Anstieg zum Mont Kigali war knapp 160 Kilometer nach dem Start zu bewältigen, wonach es wiederum noch gut 100 Kilometer bis ins Ziel sein würden – was just jener Distanz entsprach, aus der der Slowene bei der WM 2024 in Zürich seinen tollkühnen, aber siegreichen Angriff gestartet hatte. Würde der Titelverteidiger sich von der mit Abstand schwierigsten Passage in dem ansonsten welligen Streckenprofil also zu einer Kopie seines damaligen Husarenrittes hinreißen lassen?

Die Antwort lautet: selbstverständlich! Kurz bevor die letzten Vertreter der Ausreißergruppe des Tages am Mont Kigali eingeholt waren, sorgte der 27jährige an der Spitze des plötzlich stark geschrumpften Fahrerfeldes für eine böse Beschleunigung, die nur der Spanier Juan Ayuso und – mit Verzögerung – der Mexikaner Isaac Del Toro bis zur Bergkuppe mitmachen mochten. Da letzterer abseits der Nationalmannschaften als Kronprinz in Pogačars UAE Team Emirates – XRG gilt, dessen Verlassen ersterer jüngst in einem öffentlichen Streit angekündigt hatte, barg dieses Trio melodramatischen Sprengstoff. Doch der verpuffte, kaum dass die anschließende Abfahrt beendet war und Ayuso auf dem folgenden kurzen Kopfsteinpflasteranstieg sogleich abreißen lassen musste. Und obwohl Del Toro deutlich länger mithielt, musste das Supertalent schließlich ebenfalls klein beigeben und den Superstar gut 66 Kilometer vorm Ziel ziehen lassen.

Derweil konnte der Weltmeister von 2022 endlich die Verfolgung organisieren: Indem er den Hauptteil der Führungsarbeit in einer (zunächst) fünfköpfigen Gruppe selbst übernahm, beschränkte Remco Evenepoel, der seinen Titel im Zeitfahren am vorangegangenen Sonntag beeindruckend verteidigt hatte, den Rückstand auf eine Minute. Je länger diese Konstellation unverändert blieb, desto bedauerlicher war freilich, dass der 25jährige Belgier offenbar durch Technikprobleme daran gehindert worden war, die Attacke Pogačars sogleich parieren zu können, und dann zwei zeitraubende Fahrradwechsel für nötig befunden hatte. Immerhin reichten die Kräfte, um die Begleiter peu à peu abzuschütteln und als Solist Silber zu erringen. Als Dritter gesellte sich indes der mit Außenseiterchancen gestartete 25jährige Ire Ben Healy zu den beiden Topfavoriten aufs Podium.

Dagegen waren am Sonnabend die prominentesten Titelanwärterinnen bei der Medaillenvergabe allesamt leer ausgegangen. In Abwesenheit der belgischen Vorjahressiegerin Lotte Kopecky hatten sich die niederländische Vuelta-Gewinnerin Demi Vollering, die italienische Giro-Siegerin Elisa Longo Borghini, die französische Tour-Siegerin Pauline Ferrand-Prévot und die frischgebackene Schweizer Zeitfahrweltmeisterin Marlen Reusser allzu lange im Peloton belauert. Das war zunächst dadurch begründet, dass alle vier von mindestens einer Kollegin in der Spitzengruppe vertreten wurden, die 36 Kilometer vorm Ziel entstanden war. Da bei WM-Rennen kein Teamfunk erlaubt ist, dürften die Favoritinnen wiederum erst verspätet erfahren haben, dass sechs Kilometer vorm Ziel auch die letzte dieser Repräsentantinnen abgeschüttelt war.

Am ersten von zwei knackigen Hügeln, die für den fahrtechnisch anspruchslosen Streckenverlauf prägend waren, setzte sich ein Trio ab, das vier Kilometer später am kopfsteingepflasterten letzten Anstieg die Verteilung der Podiumsplätze unter sich ausmachte. Nach insgesamt 164 Kilometern war die 41jährige spanische Routinierin Mavi García dann sichtlich über Platz drei erfreut, wohingegen die 16 Jahre jüngere Neuseeländerin Niamh Fisher-Black, die immerhin zum erweiterten Favoritinnenkreis gezählt hatte, ihren Silbergewinn wohl etwas zwiespältig empfand. Die 24jährige Kanadierin Magdeleine Vallieres hatte indes bis dahin nur einen läppischen Profisieg vorzuweisen gehabt, so dass sie als Sensationsweltmeisterin noch während des Abspielens der Nationalhymne mehrfach von ungläubigem Lachen geschüttelt wurde.

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