Mietskasernen für Soldaten
Von David Maiwald
Mit ihren Sonderschulden in Milliardenhöhe hat die Bundesregierung den Anreiz geschaffen, von ziviler auf militärische Produktion umzustellen. Nun wollen offenbar auch die Verwalter von Grundeigentum zu den Profiteuren der wachsenden Kriegsvorbereitungen werden: Für den größten deutschen Wohnungskonzern Vonovia sei es kein Problem, »passende Unterkünfte« für Soldaten aufzubauen, hatte Vorstandschef Rolf Buch am Montag gegenüber dpa erklärt.»Wenn man uns fragt, sind wir behilflich.«
Fragen, soviel lieferte die Nachrichtenagentur am Montag gleich mit, könne der Bund: Wolle die Regierung das NATO-Ziel eines stehenden Heeres mit einer Stärke von mindestens 260.000 Soldaten erreichen, müsste sie nach jetzigem Personalstand der Armee dafür noch rund 80.000 Kriegswillige ausfindig machen. Die wollen untergebracht sein. »Wohnungen könnten die Job-Attraktivität steigern«, meinte dpa dazu. Vonovia habe Erfahrungen mit dem Bau von Werkswohnungen und schließlich auch schon Immobilien der Bundeswehr vom Bund übernommen, erklärte Buch. Vonovia könne nun »bestehende Wohnungen zur Verfügung stellen oder neue bauen, die wir dann im Auftrag von Dritten bewirtschaften«.
Wie Infrastrukturmilliarden die Profite von Unternehmen sichern und gleichzeitig schnelle Fahrtwege für Kriegsgerät an die Front schaffen können, so soll der »Werkwohnungsbau 2.0« nach Vorstellung des Immobilienmanagers offenbar die Wohnungsnot und die Personalpläne der Bundeswehr lösen. Denn bleibe das Thema Wohnungsnot ungelöst, »profitieren vor allem die politischen Ränder davon«, warnte Buch, dessen Geschäftsgebahren in Berlin bereits ein Gesetz zur Enteignung großer Wohnungskonzerne hervorgebracht hat. Nichts dürfte dem Interesse des Immobilienbosses ferner liegen als eine Lösung der Wohnungsfrage.
Da liegt deutsches Großmachtstreben wohl näher. Wolle man Menschen »irgendwo anders beschäftigen (…) muss ich gucken, dass ich für sie eine Wohnung habe«. Vonovia will den Bau dafür selbst wiederaufnehmen und noch 3.000 Wohnungen im laufenden Jahr errichten. Auf seinem Grundbesitz wäre der Bau von bis zu 70.000 Wohnungen möglich, erinnerte dpa. Das möchte der Konzern aber, klare Sache, »finanziert bekommen«.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Andreas E. aus Schönefeld (29. September 2025 um 20:56 Uhr)Vielleicht sollte Herr Buch mal überlegen, den im Konzern vorhandenen Bestand zu sanieren. Ich wohne selbst in einer Vonovia-Wohnung – seit mehr als 12 Jahren. Ausfälle der Warmwasserversorgung, Heizung, Probleme mit den Abflüssen von Schmutzwasser – dafür deutlich überteuerte und verfälschte Betriebskostenabrechnungen, die man dann über Widersprüche peu à peu irgendwann zurückerstattet bekommt. Selbst bei Notfällen kann die Reparatur Wochen dauern. Eine grundlegende Sanierung der hier genutzten Wohnungen ist nicht in Sicht. Es wird nur an dem aller-, allernotwendigsten Problemen herumgedoktert. Mieter leben seit Monaten mit durch Rohrbruch im Abwassersystem teilweise nicht nutzbaren Wohnungen und bekommen, trotz rechtmäßiger Mietminderung, auch noch Mahnungen wegen Mietrückständen. Aber für die Bundeswehr Wohnungen bauen – der Bund zahlt eh für das dann nur vorübergehend in den Mietskasernen lebende Futter für den Fleischwolf. Hauptsache Rendite für die Aktionäre und das üppige Gehalt für Herrn Buch 2024 von 5,292 Mio Euro und seine Vorstandsmitglieder im Schnitt von 2,7 Mio Euro - pro Person! Quelle: https://www.vonovia.com/investoren/corporate-governance/verguetung – Seite 17. – das ist finsterster Kapitalismus und gehört abgeschafft! Und Vonovia gehört genau wie die Deutsche Wohnen enteignet – ohne Anspruch auf Entschädigung. Wohnungen gehören grundsätzlich in gemeinschaftliche Hand – dann sind die Mieten erschwinglicher. Wien hat es bereits vor 100 Jahren vorgemacht und Graz in Österreich macht es noch heute – dank einer Kommunistischen Partei in der Verantwortung!
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