Breite Kritik an Plänen zur Pflegekürzung
Von Ralf Wurzbacher
Überlegungen aus der Regierung, die Pflegestufe 1 zur »Entlastung« der gesetzlichen Pflegeversicherung zu streichen, stoßen auf breiten Widerspruch. Patientenschützer, Sozialverbände sowie Teile der Opposition haben derlei Planspiele entschieden zurückgewiesen. Von einem »fatalen Signal«, auch für pflegende Angehörige, sprach Joachim Rock, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, in der Berliner Morgenpost am Montag. Betroffene drohten dadurch zu vereinsamen und wichtige Fähigkeiten im Haushalt zu verlieren.
Zudem würden Senioren dringende Alltagshilfen zum selbständigen Leben in den eigenen vier Wänden genommen, zitierte dieselbe Zeitung die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele. Die Vorschläge zum »Herbst der Reformen« zeugten »von extremer Strenge gegenüber den Schwachen und Schwächsten unserer Gesellschaft und Ignoranz gegenüber den Realitäten in unserem Lande«. Die Regierung »holt die Axt gegen Renten, Pflege, Gesundheit und andere soziale Leistungen raus, um die Rüstungsausgaben bezahlen zu können«, erklärte BSW-Chefin Sahra Wagenknecht.
Den fraglichen Schritt, über den die Bild am Sonntag berichtet hatte, würden bis zu 860.000 Menschen zu spüren bekommen: Anspruchsberechtigten stehen finanzielle Zuschüsse für den barrierefreien Umbau ihrer Wohnung sowie ein monatlicher Entlastungsbetrag von bis zu 131 Euro zu. Die Rede ist von einem Einsparpotential von jährlich rund 1,8 Milliarden Euro.
Bereits am Wochenende hatte SPD-Gesundheitspolitiker Christos Pantazis die Ablehnung des Vorstoßes im Namen seiner Fraktion bekräftigt. Evelyn Schötz von Die Linke sprach von einem »sozialpolitischen Skandal«, Janosch Dahmen von Bündnis 90/Die Grünen erklärte im Spiegel, Pflege dürfe kein »Sparschwein verkorkster Haushaltspolitik sein«. Das Geld, das in der Pflegekasse fehle, habe der Staat in der Pandemie selbst herausgenommen. Der Bund hatte sich während der Coronakrise mit fast sechs Milliarden Euro an Beitragsgeldern bedient und sie bis heute nicht zurückerstattet.
Siehe auch
Tageszeitung junge Welt am Kiosk
Die besonderen Berichterstattung der Tageszeitung junge Welt ist immer wieder interessant und von hohem Nutzwert für ihre Leserinnen und Leser. Eine gesicherte Verbreitung wollen wir so gut es geht gewährleisten: Digital, aber auch gedruckt. Deswegen liegt in vielen tausend Einzelhandelsgeschäften die Zeitung aus. Überzeugen Sie sich einmal von der Qualität der Printausgabe.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Mehr aus: Inland
-
Es soll geschossen werden
vom 30.09.2025 -
Stärker, aber chancenlos
vom 30.09.2025 -
Widerstand gegen Tesla 2.0
vom 30.09.2025 -
»Erst der Abschuss erzeugt die Problemwölfe«
vom 30.09.2025 -
»Sie werden kriminalisiert und angegriffen«
vom 30.09.2025 -
Safe Abortion Day
vom 30.09.2025