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Aus: Ausgabe vom 29.09.2025, Seite 8 / Ansichten

Neuer Ostwall

Hintergrund der Drohnenkrise
Von Jörg Kronauer
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Angeblich auf Drohnenkrieg bestens vorbereitet: Bundeswehr-Soldat bei einer Übung (Hamburg, 26.9.2025)

Er soll »unmittelbare Priorität« laut EU-Verteidigungskommissar Andrius Kubilius bei den bevorstehenden NATO-Maßnahmen an der Ostflanke des Bündnisgebiets haben: der Aufbau eines »Drohnenwalls«, von dem immer öfter die Rede ist, seit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ihn am 10. September in ihrer diesjährigen State-of-the-Union-Rede ankündigte. Der Plan ist simpel: Entlang der gesamten NATO-Ostflanke soll ein Gürtel von Sensoren und Abwehrgerät installiert werden – darunter eine hohe Zahl an Drohnen –, die jederzeit feindliche, sprich: russische Angriffe abwehren können. Vor allem natürlich solche, die ihrerseits mit unbemannten Flugobjekten geführt werden. Stacheldrahtverschläge gegen Flüchtlinge, ein Drohnenwall gegen Russland: Das ist die Zukunft der Außengrenzen von NATO und EU.

Der Plan, einen Drohnenwall an der NATO-Ostflanke zu bauen, mag simpel sein; neu ist er nicht. Vorgeschlagen hat ihn bereits im März ein Autorenquartett in einem Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP). Das Papier umfasste eine Vielzahl an Ideen, wie Europa von den USA militärisch unabhängig werden könne. Koautor Tom Enders, Ex-Airbus-Boss, heute Präsident der DGAP, ist inzwischen auch Aufsichtsratschef bei Helsing, dem teuersten deutschen Startup, das vor allem Drohnen herstellt. Und wie’s der Zufall will: Helsing ist derzeit als Hauptlieferant für den Bau des Drohnenwalls an der NATO-Ostflanke im Gespräch. Dabei ist das Unternehmen bemüht, Drohnen strikt lokal zu produzieren, ohne Abhängigkeit von außen und, soweit bekannt, auch ohne Abhängigkeit von den USA.

Drohnen, das wäre hinzuzufügen, sind nicht irgendeine Waffe; sie sind, der Ukraine-Krieg zeigt es, zentrale Geräte heutiger Kriegführung. Wer bei ihrer Produktion die Nase vorn hat, erzielt einen wichtigen Punktgewinn. Helsing und andere deutsche Startups beliefern derzeit die Ukraine, profitieren von der Einsatzerfahrung an der Front – und stehen jetzt vor der Frage, wie sich der Übergang zur Massenproduktion organisieren und vor allem finanzieren lässt. Der Drohnenwall könnte, das behaupteten die DGAP-Autoren im März, »Zehntausende« Drohnen benötigen. Dass die Bundesregierung sich nun auch noch auf die Drohnenabwehr spezialisieren und ein Zentrum dafür errichten will, ergänzt das Bestreben, Deutschland zur Drohnenmacht zu entwickeln, und dies, wie erwähnt, weitgehend ohne Rückgriff auf US-Technologie, also unabhängig von den USA. Um all das durchzusetzen, kommt die jüngste Drohnenkrise wie gerufen.

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