Autokrise frisst sich fest
Von Klaus Fischer
Die Automobilbranche kommt nicht zur Ruhe. Nach der Ankündigung von 13.000 Stellenstreichungen beim Stuttgarter Bosch-Konzern rechnet Ferdinand Dudenhöffer mit weiteren Arbeitsplatzverlusten. »Nach den Autobauern kommen die großen Zulieferer. Der Branche droht ein Jobverlust wie dem Umfallen der Dominosteine«, zitierte Bild am Sonntag den renommierten Duisburger Experten.
Nach dem angekündigten Kahlschlag der Branchengiganten Bosch oder ZF Friedrichshafen treffe es jetzt die mittleren und kleinen Zulieferer und die Maschinenbauer. »Bis zum Jahr 2030 gehen wir davon aus, dass im gesamten Zulieferfeld rund 100.000 Arbeitsplätze wegfallen. Dabei sind Insolvenzen bei kleinen und mittleren Zulieferern nicht ausgeschlossen«, so Dudenhöffer weiter. Die Chance, dass die abgebauten Jobs in Deutschland wieder zurückkommen, liege bei null. »Deutschland ist zu teuer, nicht wettbewerbsfähig. Wir haben unseren Wohlstand verfrühstückt.« Im Jahr 2019 waren nach Angaben des Experten 834.000 Menschen in der Gesamtbranche beschäftigt. Im August 2025 seien es noch 720.000 gewesen.
Zusätzlich droht der Industriebranche ein weiterer Knick: Denn laut dpa vom Wochenende steht ein »Anreiz zum Kauf eines neuen Elektroautos« ab kommendem Jahr »auf der Kippe«: die Befreiung von der Kfz-Steuer. Ab 2026 sollen neu zugelassene E-Autos nicht mehr von dieser Entlastung profitieren. In der Bundesregierung gibt es noch keine Entscheidung über eine Verlängerung. Das rief die Cheflobbyistin auf den Plan.
Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), sagte, die Koalition müsse schnellstmöglich die Verlängerung der spezifischen Kfz-Steuerbefreiung bis 2035 sicherstellen – wie im Koalitionsvertrag zugesagt. Diese habe sich »als wirksamer Kaufanreiz für Elektrofahrzeuge bewährt, würde jedoch für Neuzulassungen ab 1.1.2026 nicht mehr greifen – mit erheblichen Folgen für den weiteren Hochlauf der E-Mobilität bei Pkw und Nutzfahrzeugen«.
Bis dahin herrscht zunächst Wirrwarr – und der Streit um den defizitären Haushalt 2026 schwelt weiter. Nun sollen bei einem von der Bundesregierung angekündigten »Autodialog« weitere Maßnahmen zur Stärkung der Branche beraten werden. Dieser erneute »Autogipfel« sei laut Regierungskreisen für den 9. Oktober geplant. Teilnehmen sollen mehrere Minister, die Länderchefs mit Autoindustrie, große Produzenten und Zulieferer sowie Vertreter der Gewerkschaften und Betriebsräte. Eine Sprecherin des Bundesverkehrsministeriums sagte laut dpa, das Ressort halte grundsätzlich eine Verlängerung der Kfz-Steuerbefreiung für notwendig. Federführend sei aber das Bundesfinanzministerium.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (28. September 2025 um 20:47 Uhr)»Wir haben unseren Wohlstand verfrühstückt«? Die Mengen derer, die den Wohlstand erarbeitet und derer, die ihn verfrühstückt haben, sind distinkt.
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