Personalisierte Tickets
Von René Lau
Politiker und Gewerkschaftsfunktionäre der Polizei sind erfinderisch und wortreich, wenn es um Problemlösungen geht. Schnell haben sie Erklärungen oder Handlungsanweisungen zur Hand. Meist sind es realitätsferne Schnellschüsse. Was haben Fußballfans nicht schon alles gehört? Fußfesseln für Hooligans, Körperkontrollen wie am Flughafen, komplette Videoüberwachung im Stadion. Freiheits- oder Grundrechte des einzelnen? Rechtsstaat? Drauf gepfiffen.
Immer wieder raus aus der Mottenkiste: personalisierte Tickets. Wenn Innenpolitiker und Polizeigewerkschafter nicht weiter wissen, fliegen die Tickets in die populistische Waagschale. So auch jetzt, wo das Derby zwischen Eintracht Braunschweig und Hannover 96 ansteht. Polizei und die niedersächsische Innenministerin Daniela Behrens wollten bei Eintracht Braunschweig durchdrücken, Gästefans personalisierte Tickets zu verkaufen. Der Verein lehnte dankend ab – aus guten Gründen. Man habe Bedenken mit dem Datenschutz. Außerdem würde der Einlass dann mehrere Stunden dauern. Unmut, gar Panik am Eingang könnten die Folge sein.
Die Entscheidung der Vereinsführung halte ich für richtig. Zumal mir niemand erklären kann, was genau personalisierte Tickets bringen sollen. Welcher Sicherheitsaspekt könnte damit erhöht werden? Wie könnte ein vermummter Straftäter dergestalt schneller identifiziert werden? Wer sagt mir, dass die Personen, deren Namen auf den Tickets stehen, sich tatsächlich im Block befinden?
Innenminister und Polizei sollten nicht immer wieder neuen oder alten Hirngespinsten nachjagen, sie sollten abrüsten und anerkennen, dass Stadien sichere Orte sind. Durch weniger Polizei würden sie noch sicherer werden.
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