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Aus: Ausgabe vom 26.09.2025, Seite 1 / Titel
Finanzvermögen

Hunger nach mehr

Der Allianz-Konzern meldet einen neuen Höchststand der globalen Geldvermögen. Die Ungleichheit wächst
Von Arnold Schölzel
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Geld essen: Rohe Liebe für die freie Gewalt

Der weltgrößte Versicherungskonzern, die Allianz SE (Umsatz 2024: 180 Milliarden Euro, 10,5 Milliarden Euro Überschuss), kennt Haben und Nichthaben von Milliarden Menschen besser als jeder andere Dienst. Am Donnerstag legten die Münchener ihren jährlichen »Global Wealth Report« (Weltreichtumsbericht) für 2024 vor. Demnach nannten private Haushalte aus den 57 untersuchten Ländern brutto 269 Billionen Euro (unter Abzug von Schulden netto 210 Billionen Euro) am Jahresende ihr Eigen. Das ist neuer Rekord, auch wenn das Finanzvermögen auf dem gleichen Niveau wie 2017 liegt. Die hohe Inflation habe die Summe »künstlich« aufgebläht.

Die 269 Billionen Euro entsprechen 283 Prozent der »Wirtschaftsaktivität«. Wenig überraschend ist die ungleiche Verteilung: Die reichsten zehn Prozent – etwa 570 Millionen Menschen in den untersuchten Ländern – besitzen gut 85 Prozent des gesamten Nettofinanzvermögens. Für die untere Hälfte der Bevölkerung – rund 2,9 Milliarden Menschen – bleibt fast nichts übrig, vor allem weil die Menschen im zehnten Dezil, die ärmsten zehn Prozent, im Durchschnitt mit 3.200 Euro verschuldet sind. Global haben demnach die Reichen ihren Klassenkampf gegen Arme gewonnen. In der Sprache des Allianz-Berichts: »Obwohl Ungleichheit seit Jahren ein wichtiges politisches Thema ist, gab es keine Fortschritte in Richtung größerer Gleichheit.«

Ausgewertet wurden Bargeld, Bankeinlagen, Wertpapiere sowie Ansprüche gegenüber Versicherungen und Pensionsfonds, nicht aber Immobilien. Die 57 einbezogenen Länder stehen den Angaben nach für 91 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung und 72 Prozent der Weltbevölkerung. Für 2025 erwarten die Allianz-Volkswirte mit sechs Prozent ein langsameres Wachstum der Finanzvermögen. Ihre Begründung: Ein möglicher Rückschlag an den Aktienmärkten und Unsicherheit über die US-Handelspolitik. Das werfe »Schatten auf Investitions- und Sparentscheidungen«.

Die Autoren stellen aber fest: Donald Trump wirkte zunächst beschleunigend auf das Vermögenswachstum in den USA. Bis 2017, dem Beginn seiner ersten Amtszeit, lagen die USA beim Vermögenszuwachs eher zurück. Trumps Handelskrieg mit China habe aber das »Ende der ununterbrochenen Globalisierung und der zunehmenden Integration der Schwellenländer in die globale Arbeitsteilung« markiert. Deren Wachstumsvorsprung lag laut dem Bericht im Jahrzehnt vor 2017 bei knapp 14 Prozent, seitdem sei er deutlich auf jetzt vier Prozent geschrumpft. Bei den Finanzanlagen gerate der »Konvergenzprozess zwischen reicheren und ärmeren Ländern ins Stocken«. Einsame Spitze blieben die USA, die »heute zu den ungleichsten Ländern der Welt« zählten. Das gebe »Anlass zur Sorge«.

Die wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen in China führten laut dem Report in den vergangenen 20 Jahren dazu, dass »nirgendwo sonst der Vermögensanteil der reichsten zehn Prozent stärker gestiegen ist (plus 17,3 Prozentpunkte)«. Neben dem »enormen Anstieg des allgemeinen Wohlstands« habe das »zur Entstehung einer echten Oberschicht beigetragen«. Allerdings sei »die Vermögenskonzentration in den letzten fünf Jahren unverändert geblieben«.

Das Nettogeldvermögen der Deutschen wuchs dem Bericht zufolge pro Kopf um 9,6 Prozent auf 86.800 Euro und insgesamt auf mehr als neun Billionen Euro. Damit liegt die Bundesrepublik weltweit auf Platz 13, 2004 war es noch Rang 17. An der Spitze stehen den Angaben nach die USA mit 311.000 Euro, darauf folgen die Schweiz und Singapur.

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