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Aus: Ausgabe vom 25.09.2025, Seite 2 / Inland
Exhaus Trier

»Es war ein Kampf, der sich gelohnt hat«

Trier: Sechsjähriges Ringen um Wiederbelebung des Kulturhauses Exhaus erfolgreich. Doch es geht weiter. Ein Gespräch mit Konni Kanty
Interview: Susanne Knütter
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Noch ganz schön viel Arbeit: Das Exhaus in Trier (2025)

Letzten Mittwoch hat der Trierer Stadtrat das Nutzungskonzept für das Exzellenzhaus angenommen, an dem das »Aktionsbündnis Exhaus bleibt!« mitgewirkt hat. Wird jetzt alles gut?

Wir haben sechs Jahre dafür gekämpft, dass wieder Leben in das Exhaus genannte Exzellenzhaus in Trier kommt. Das Exhaus war fast 50 Jahre lang ein Ort für die Jugend und Jugendkulturarbeit in Trier. Nach Brandschutz- und baulichen Mängeln musste der Verein das Exhaus aufgeben. In Verhandlungen mit der Stadt und den verschiedenen Fraktionen des Stadtrats konnten wir nun eine Mehrheit für das Nutzungskonzept gewinnen.

Nun werden Investoren im Rahmen eines Erbbaurechtsmodells gesucht. Gibt es Interessenten?

Wir reden hier von einer Fläche von etwa 3.500 Quadratmetern und einem sehr schönen historischen Gebäudekomplex. Das Konzept sieht vor, dass die Stadt nach der Renovierung Räume zurückmietet. Das ist für den Investor schon einigermaßen schmackhaft. Grund und Boden gehören aber weiterhin der Stadt. Das »Aktionsbündnis Exhaus bleibt!« hat sich dazu entschlossen, selbst Mitbewerber zu werden, indem wir eine Genossenschaft gründen. Dafür werden wir am 8. Oktober eine Informationsveranstaltung abhalten. Alle sind eingeladen.

Welche Chancen hätte die Genossenschaft?

Wahrscheinlich wird europaweit nach Investoren gesucht. Da ist die Frage, ob die Investoren zuverlässig sind und ob das Exhaus mit einem Renovierungsbedarf in Höhe von 13 Millionen Euro für private Investoren überhaupt lukrativ ist. Denn die wollen natürlich eine Rendite haben. Das will die Genossenschaft nicht.

Angenommen, die Genossenschaft kriegt den Zuschlag tatsächlich – dann übernehmen Sie einen Gebäudekomplex, der seit 2019 dicht ist, dem Baufälligkeit attestiert wurde und bei dem 2018 zwar Sanierungsarbeiten begonnen, aber wieder abgebrochen wurden. Ist das stemmbar?

Eine kürzliche Begehung des Hauses mit Fachleuten, Architekten, Statikern ergab: Es ist machbar, aber es ist ein Kraftakt. Und das Genossenschaftsmotto »Was einer nicht schafft, das schaffen viele« wird auch beim Exhaus Anwendung finden.

Was war das Exhaus früher?

Dort gab es einen Kinderhort, das Fanprojekt der Eintracht Trier. Dort fanden Konzerte, Partys, Flohmärkte statt. Ein Ort für Subkultur. Im sozialen Brennpunkt Trier-Nord hat es viele soziale Belange erfüllt, von Ferienbetreuung bis tägliche und wöchentliche Angebote für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene.

Das soll jetzt wieder so werden?

Viele der Angebote waren früher in der Hand eines Vereins. Die wurden von anderen Vereinen teilweise aufgefangen. Zum Teil sollen die wieder zurückgeführt werden. Das Gebäude wird vielleicht auch andere Mieter haben, die aber kompatibel mit dem Nutzungskonzept sein müssen. Wohnen ist weiterhin ausgeschlossen.

Spielen Immobilienspekulation und Gentrifizierung eine Rolle?

Trier ist mit 112.000 Einwohnern knapp eine Großstadt. Durch die Nähe zu Luxemburg sind die Mietpreise sehr hoch. Um das Exhaus herum sind inzwischen auch teurere Neubauwohnungen entstanden. Wir gehen davon aus, dass das in den Verhandlungen eine Rolle gespielt hat. Der Kampf ums Exhaus ist eben auch einer für Mitbestimmung in der Stadt, für die Subkultur und gegen Immobilienspekulation.

Warum hat das so lange gedauert?

Das haben wir uns auch gefragt. Am Anfang haben wir es über Demonstrationen versucht, dann haben wir für ein Bürgerbegehren die Unterschriften von fünf Prozent der Wahlberechtigten gesammelt. Die gleichen Leute in der Stadtverwaltung, die zuvor meinten, das sei alles rechtlich in Ordnung, kippten das Bürgerbegehren dann wegen formaler Mängel. Daraufhin haben wir auf verschiedenen Instanzen geklagt. Über den städtischen »Arbeitskreis Exhaus«, in dem wir auch aktiv waren, haben wir uns dann auf dieses Erbbaurechtsmodell verständigt. Und das ist es jetzt.

Ist dieser sechsjährige Kampf nun ein positives Beispiel für Bürgerengagement oder eher ein abschreckendes?

Ich wünsche keiner Organisation, die für die gute Sache ist, so lange kämpfen zu müssen. Auf der anderen Seite war es ein Kampf, der sich gelohnt hat. Ohne den Druck, den wir durchgehend aufrechterhalten haben, hätten wir keinen Erfolg gehabt.

Konni Kanty ist aktiv beim »Aktionsbündnis Exhaus bleibt!«

https://exhaus-bleibt.de/

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