Gegründet 1947 Dienstag, 4. November 2025, Nr. 256
Die junge Welt wird von 3054 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 20.09.2025, Seite 10 / Feuilleton
Kulturpolitik

Weimers Sorgen

Von Peter Merg
imago823157151.jpg
Es denkt in ihm: Wolfram Weimer im Bundestag

Wolfram Weimer ist ein optimistischer Mann. Neun Prozent werde die AfD bei der nächsten Bundestagswahl holen, orakelte er im »Berlin Playbook«-Podcast von Springers Politico, an eine »blaue Welle« glaube er nicht – 25-Prozent-Umfragen hin oder her. Denn: »Wenn wir sagen, dass wir es nicht glauben, funktioniert das andersherum.«

So recht mag es nicht überraschen, dass sich der stets meinungs- und mitteilungsfreudige Kulturstaatsminister als Freund des neurolinguistischen Programmierens zu erkennen gibt. Irgendwann muss der Kompilator von Weltliteratur wie »Mit Platon zum Profit. Ein Philosophie-Lesebuch für Manager« sich gesagt haben, etwas zu sagen zu haben – und schaut, wo er gelandet ist. Ob es sich beim politischen Weitpinkelwettbewerb von Union und AfD wirklich auszahlt, immer bloß »Vaterlandsverräter« und »Verfassungsfeind« zu brüllen, ansonsten aber denselben Stuss in Schwarz zu schwatzen? Die Wähler werden es wissen.

Apropos derselbe Stuss: Offenbar geht Weimer weiter mit dem Gedanken schwanger, die Kulturszene mit einer »Antisemitismusklausel« in den Förderrichtlinien an die Kandare zu nehmen. Er plane, »Förderrichtlinien zu erlassen, die klarmachen, dass wir nicht mit staatlichem Geld Antisemitismus finanzieren können«, sagte Kanzlerkumpel Weimer Politico. Die AfD phantasiert bislang nur davon, allen linken Volkszersetzern die Mittel zu streichen, die Union probte es bereits in der Praxis. Mit dem Vorhaben hatte sich der lange als Kandidat für Weimers Posten gehandelte ehemalige Berliner Kultursenator Joe Chialo (CDU) bekanntlich mehr als ein blaues Auge geholt, es scheiterte wegen juristischer Bedenken und anhaltender Proteste der Betroffenen. Aber Wolfram Weimer ist ein optimistischer Mann. (pm)

Tageszeitung junge Welt am Kiosk

Die besonderen Berichterstattung der Tageszeitung junge Welt ist immer wieder interessant und von hohem Nutzwert für ihre Leserinnen und Leser. Eine gesicherte Verbreitung wollen wir so gut es geht gewährleisten: Digital, aber auch gedruckt. Deswegen liegt in vielen tausend Einzelhandelsgeschäften die Zeitung aus. Überzeugen Sie sich einmal von der Qualität der Printausgabe. 

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.

  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (19. September 2025 um 22:09 Uhr)
    Die Sendung heißt doch »Neues aus dem Bundestag«, oder nicht? Da auch sein Es nicht denken kann, müsste die Bildunterschrift korrekt lauten: Es arbeitet in ihm. Am intensivsten und wirksamsten sicher das Darmmikrobiom (Darmflora). Wo der wohl überall Därme hat?

Mehr aus: Feuilleton