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Aus: Ausgabe vom 20.09.2025, Seite 8 / Ansichten

Transformation abgesagt

»Grüne« Industriesubventionen scheitern
Von David Maiwald
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Vorstandschef der Salzgitter AG Gunnar Groebler

Zwei von vier Trägern der »Transformation« der Ampelregierung haben das Handtuch geworfen. Die Salzgitter AG rückt vorerst von ihren Plänen ab, sogenannten grünen Stahl zu produzieren. Erst in drei bis vier Jahren werde überhaupt wieder über Investitionen in diese Richtung beraten, hatte Salzgitter-Vorstandschef Gunnar Groebler am Donnerstag erklärt. Nach Arcelor-Mittal ist nun das zweite Stahlunternehmen von den großspurig verkündeten Plänen zur Transformation der Branche abgerückt. Offenbar haben die bewilligten, milliardenschweren Fördergelder »von besonderem europäischem Interesse« vor allem dem Profitinteresse der Konzerne gegolten.

Als Bundeskanzler Friedrich Merz im Frühjahr bezweifelte, dass eine wasserstoffbasierte Produktion von Stahl in der BRD absehbar möglich sei, war der Aufschrei groß. Dann sprang Arcelor-Mittal ab, Thyssen-Krupp-Chef Miguel Lopez meldete Bedenken an, auch wenn der Konzern dann trotz betonter »Grenzen der Wirtschaftlichkeit« wieder zurückruderte. Die Saarländische Stahl-Holding SHS will im kommenden Jahr erste Teile der Wasserstoffanlage aufstellen. Etwa 2,5 Milliarden Euro haben Bund und Land hier an Zuschuss versprochen. Dort, wie auch bei Thyssen-Krupp Steel, haben Beschäftigte in diesem Jahr durch einen mit der IG Metall ausgehandelten Sanierungstarifvertrag langfristig auf Gehalt verzichtet.

Mit rund zehn Milliarden Euro wollte die Ampelregierung fördern, was rund zehn Milliarden Tonnen CO2 einsparen soll. Nur betonen nun alle, ob sie nun aufhören oder nicht mehr zurück können, dass sich das nicht rechnet. Das geht auf die forcierte Abkehr von russischen Erdgaslieferungen zurück, wodurch sich, in Worten des Salzgitter-Chefs, die »politisch-regulatorischen Rahmenbedingungen seit 2022 erheblich verschlechtert haben«. Nun hat die EU einen »Deal« zum LNG-Einkauf im Billionenumfang in den USA geschlossen. Ob es billiger wird?

Vielleicht. Ohne Wasserstoffinfrastruktur wird der klimafreundlichere Stahl aber auch dann nicht profitabel hergestellt werden. Aktuell ist der Rohstoff hierzulande viel zu teuer, um der Legierung mittels Kohlenstoff (Koks) den Rang abzulaufen. Ob, wie geplant, bis 2030 ein solches Netz besteht, ist fraglich. Auch wird es wohl nicht energieeffizienter, wenn Wasserdampf anstelle von Kohlenstoffdioxid bei der Stahlproduktion in den Himmel geht. Beworben wird der »grüne« Stahl in diese Richtung nicht, wenn CO2 zu reduzieren doch wohl eine richtige Orientierung ist. Wenn es denn etwas wird.

Die Transformationsbemühungen der Ampel entpuppen sich als kurzfristige Stütze für eine schwere Industriekrise. In der Autobranche wie auch in der Stahlindustrie geht diese auf chinesische Konkurrenz zurück. Nun werden protektionistische Maßnahmen gefordert. Bei Salzgitter-Chef Groebler heißt das »Handelsschutz«. Die IG Metall warnt vor »Billigstahlimporten«.

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