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Aus: Ausgabe vom 20.09.2025, Seite 5 / Inland
Globaler Handel

Dem Ex geht die Luft aus

Energieprobleme, US-Zölle und falsche Prioritäten: BRD-Ausfuhrwirtschaft verliert weiter an Boden
Von Klaus Fischer
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Die deutschen Exportbilanzen schwächeln nicht nur Richtung USA und China

Das Label »Made in Germany« verliert weiter an Glanz. Deutschland, nach der Jahrtausendwende längere Zeit die globale Volkswirtschaft mit dem höchsten Ausfuhrvolumen – auch »Exportweltmeister« genannt –, leidet weiter an Schwindsucht. Das zeigt sich an mehreren Symptomen. Nicht nur das als Wirtschaftsleistung bezeichnete Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpft seit 2023 – und wird aller Voraussicht nach in diesem Jahr sinken. Auch die Konkurrenzfähigkeit der in BRD-Unternehmen gefertigten Waren nimmt ab. Das Resultat ist aktuell ein weiterer Rückgang des Exportüberschusses.

Dieser Trend verstärkte sich in den ersten sieben Monaten des Jahres, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) meldete. Von Januar bis Juli überstieg der Wert der hiesigen Warenexporte den der Importe zwar noch um 32,7 Milliarden Euro, teilte die in Wiesbaden ansässige Behörde am Freitag mit. Dennoch ist festzuhalten, dass die Außenhandelsbilanz im Vergleich mit dem (ebenfalls nicht guten) Vorjahr sich weiter deutlich verschlechtert hat: um 21,2 Prozent.

Verantwortlich dafür sei vor allem die Entwicklung des Waren- und Dienstleistungsaustauschs mit den beiden aktuell wichtigsten Handelspartnern USA und China, so das Amt. So sank das Volumen der BRD-Exporte in die USA – dem wichtigsten Handelspartner Deutschlands – um 5,3 Prozent auf 89,9 Milliarden Euro. Die Importe von dort stiegen indes um 2,2 Prozent auf 55,3 Milliarden Euro, was den lange Zeit hohen Handelsbilanzüberschuss mit dem NATO-Partner verringerte.

Beim Handel mit der industriellen Supermacht China weist die Bundesrepublik bereits seit Jahren ein deutliches Defizit in der Außenhandelsbilanz auf. Das hat sich zuletzt weiter vergrößert. Von Januar bis Juli überstieg der Wert der Einfuhren aus der Volksrepublik den der Ausfuhren dorthin um 47,7 Milliarden Euro. Übersetzt kann das heißen: Die Menge der in der Volksrepublik nachgefragten Waren aus Deutschland sinkt weiter – ein Indikator für sinkende Konkurrenzfähigkeit der hiesigen Exportwirtschaft.

Doch nicht nur mit den beiden führenden Wirtschaftsmächten hat der Exweltmeister Probleme. Ähnliche Tendenzen zeigen sich auch bei den kommerziellen Beziehungen zu anderen Staaten. So verringerten sich die Exportüberschüsse unter anderem mit Mexiko, Italien und Kanada jeweils deutlich, wie dpa am Freitag berichtete. Zugleich seien laut Destatis die Importüberschüsse mit Vietnam (zunehmend als Auftragsfertiger großer internationaler Konzerne im globalen Konkurrenzkampf aktiv), Ungarn und Tschechien (mit zahlreichen ausgelagerten Fertigungsprozessen hiesiger Konzerne) stark angestiegen.

»Die heute veröffentlichten Zahlen zum Außenhandel unterstreichen, wie stark die deutsche Wirtschaft von den aktuellen geoökonomischen Verschiebungen getroffen ist«, zitierte dpa Sebastian Dullien vom gewerkschaftsnahen Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. Besonders betroffen seien die Bereiche Automobile, Maschinen und Chemie.

Dullien sieht »aggressive industrie- und handelspolitische Aktionen Chinas und der USA, unabhängiger von Exporten zu werden und die Industrieproduktion im Inland zu erhöhen« hinter den Fakten. Doch nicht nur die US-Zölle und die gesteigerte Qualität chinesischer Produkte künden von der vermeintlichen Aggression. Zunehmend wird vielen Beteiligten bewusst, dass sich vor allem die Energiekrise in der BRD zu einem Bremsfaktor für die Konkurrenzfähigkeit deutscher Waren auf dem Weltmarkt entwickelt hat. Und die ist in erster Linien Resultat fataler politischer Weichenstellungen – also hausgemacht.

Letzteres ist nicht nur der aktuellen Bundesregierung anzulasten. Bereits seit 2017 verliere Deutschlands Exportwirtschaft global Marktanteile, wie eine bereits Mitte Juli veröffentlichte Studie der Bundesbank ergab. Dieser Schwund an Konkurrenzfähigkeit sei dabei stärker bei anderen Industriestaaten zu verzeichnen – »insbesondere seit 2021«. Vor allem in der wirtschaftlich dynamischsten Weltregion – Ost- und Südostasien – werde das deutlich. Dort wird »Made in Germany« zunehmend weniger nachgefragt.

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