»Grüner« Stahl kommt später
Von David Maiwald
Nun ist der zweite abgesprungen. Die Salzgitter AG wird ihre Pläne zur Produktion von »grünem« Stahl wohl vorerst nicht weiter vertiefen. Obwohl der Aufsichtsrat am Donnerstag Mittel für eine erste Produktionsstufe in Höhe von etwa 230 Millionen Euro freigegeben habe, würden weitere Schritte wohl erst in frühestens drei Jahren verfolgt: Der Konzern habe sich entschlossen, weitere Investitionen »erst im Jahr 2028/29 und nicht, wie bislang geplant, 2026« zu tätigen, hatte Vorstandschef Gunnar Groebler laut Reuters-Meldung von Freitag erklärt. Die zweite und dritte Stufe des »Salcos«-Projekts zur klimaneutralen Stahlproduktion würden daher verschoben.
Nach Arcelor-Mittal ist Salzgitter nun der zweite Stahlriese, der von den ambitionierten Plänen abrückt. Dabei war das Projekt hier noch am weitesten fortgeschritten, die erste Stufe werde Groebler zufolge planmäßig im ersten Halbjahr 2027 umgesetzt. Zwei Millionen Tonnen Stahl seien dann mit einer CO2-Reduzierung von rund 30 Prozent lieferbar. Für weitere Schritte seien die »wirtschaftlichen und politisch-regulatorischen Rahmenbedingungen« aber nicht gut genug, hätten sich »seit 2022 erheblich verschlechtert«, erklärte der Stahlmanager.
Der hiesige Branchenprimus Arcelor-Mittal hatte erst vor einigen Monaten angekündigt, den milliardenschweren Umbau für eine wasserstoffbasierte Produktion von »grünem« Stahl in den Werken Bremen und Eisenhüttenstadt nicht weiter zu verfolgen. Die Bedingungen machten eine profitable und gleichzeitig klimafreundlichere Produktion derzeit nicht möglich, hieß es dazu. Neben den beiden Unternehmen hatten auch die Stahlsparte von Thyssen-Krupp und die Stahlholding SHS aus dem Saarland den Fördertopf der EU für ihre Umbaupläne beantragt. Sie sind bislang noch nicht von den Plänen abgerückt.
Bei den laufenden Tarifverhandlungen hat die IG Metall mit Verweis auf die Krise der Branche keine bezifferte Forderung aufgestellt. Die Regierung müsse sich bei der EU aktiv für konsequenten Handelsschutz einsetzen, zitierte Reuters den Salzgitter-Chef am Freitag.
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