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Aus: Ausgabe vom 17.09.2025, Seite 16 / Sport

Kein Novize

Von André Dahlmeyer
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Fußball ist unser Leben: Copa Libertadores

Einen wunderschönen guten Morgen! Während gestern auf dem alten Kontinent die neue Champions-League-Saison begann, starteten in Südamerika bereits die Hinspiele der Viertelfinals in der Copa Libertadores: Es geht dort also längst ums Eingemachte. Aber Dramatik ist in Lateinamerika eh keine Fiktion. Alles ist hübsch teuer, die diversen Inflationen wuchern wie Akne. Die Menschen nehmen es, wie es kommt. Da es schon immer so war, sind sie sehr krisenresistent. Alle verschuldet bis zum Herzstillstand, aber der will einfach nicht eintreten. Also weiter aufstehen, scheißen, essen, arbeiten, ins Bett gehen und so weiter. In Argentinien gehen die meisten Leute um vier Uhr nachts aus dem Haus und kommen um zehn Uhr abends wieder dort an.

Hier soll es aber ums gute alte Balltreten gehen, den angeblichen Sonnenschein des kleinen Mannes (oder Menschen). Eine furchtbare Kategorisierung, von mir stammt sie nicht. Man kann sich nicht alles vom Leib halten. Selten benutze ich das Wort »Stürmer«, manchmal schon. Manchmal benutze ich bewusst eine gewisse »Kriegssprache« in meinen fastsportlichen Texten, manchmal wegen schlechter Laune. Es gibt Tage, da gefällt es mir einfach. Sprache ist für alle da, man kann sie nicht immer identisch transportieren. Auch der Schreiberling hat ein krudes Herz im Kopp. Das ist dessen Einsatz, aber der kann nicht alles stemmen. Rollt der Ball nun endlich?

Was soll ich sagen, ich bin angefressen. Drei Spiele des HSV, kein einziges Törchen. Die Gladbacher verstehen mich. Den Spielplan, den der HSV von den DFB-Bonzen aufgedrückt bekommen hat, ist wie erwartet ein Skandal. Wenn der HSV endlich wieder deutscher Meister wird, geht mein anderes Ich da nackig rein und mit Uzi (also beim DFB). Hat es bei Pennälern gelernt. Ich fürchte, die brauchen sich erst mal keine Gedanken machen. Gedanken. Fußballfunktionäre! Normale Menschen gucken eher Basketball. Sie wissen, warum.

Also es ist so: Zum ersten Mal stehen im Viertelfinale der Copa Libertadores acht Teams, die sie bereits gewonnen haben. Das ist ja keine gute Nachricht, wird aber so verkauft. Gestern begannen die Viertelfinals mit dem argentinischen Hinkampf zwischen Vélez Sarsfield und Racing Club im Estadio José Amalfitani. Vélez gewann die Copa 1994 mit dem glorreichen Tormann José Luis Chilavert gegen den FC São Paulo in dessen Morumbí nach Penalties und anschließend auch den Weltpokal (2:0 gegen den FC Milán). Trainer war der legendäre Carlos Bianchi, danach abgelöst von Marcelo Bielsa.

River Plate kickt heute daheim gegen SE Palmeiras. Vieleicht ein vorgezogenes Endspiel. Morgen treten Estudiantes de La Plata von Vereinspräser Juan Sebastián Verón bei Flamengo in Rio an. Wie auch immer, der neue Campeón wird kein Novize sein. Das Endspiel wird am 29. November in Lima, Perú, ausgetragen.

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