Gegründet 1947 Sa. / So., 01. / 2. November 2025, Nr. 254
Die junge Welt wird von 3054 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 17.09.2025, Seite 15 / Antifaschismus
Militante Neonazis

Bewaffneter Gruppe auf der Spur

Razzien in NRW, Niedersachsen und Baden-Württemberg wegen Kriegswaffen und rechter Umtriebe
Von Marc Bebenroth
Razzia_gegen_mutmass_87247651.jpg
Laufender Ermittler: Polizisten im Einsatz gegen einen der Verdächtigen in Hildesheim (16.9.2025)

Sie sollen Kriegswaffen und »andere vollautomatische Schusswaffen« angehäuft und sich zu einer mutmaßlichen rechtsradikalen Gruppe zusammengeschlossen haben. Am Dienstag haben Ermittler in drei westdeutschen Bundesländern 13 Objekte durchsucht, um mögliche Beweismittel für laufende Verfahren gegen acht Beschuldigte zu sichern, wie die Generalstaatsanwaltschaft Celle und das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen gemeinsam mitteilten. Den Beschuldigten im Alter von 32 bis 57 Jahren werde vorgeworfen, »beruhend auf einer mutmaßlich rechtsradikalen Gesinnung, eine bewaffnete Gruppe« gebildet und sich »darin betätigt zu haben«. Nach Strafrechtsparagraph 128 drohen ihnen damit Haftstrafen von bis zu zwei Jahren oder Geldstrafen. Nur vier der Personen werden laut Mitteilung des illegalen Waffenbesitzes verdächtigt.

Der Ermittlungsbehörde zufolge sei das »maßgebliche Ziel« der Razzien in Niedersachsen, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen gewesen, solche Waffen zu finden und mehr über die Aktivitäten der mutmaßlichen Gruppe in Erfahrung zu bringen. Der Schwerpunkt der Aktion lag im Raum Hannover und Hildesheim, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete. Insgesamt fanden die Durchsuchungen am Dienstag vormittag in der Region sowie der Stadt Hannover, dem Landkreis Hildesheim, im Enzkreis und im Kreis Lippe statt.

Über die möglichen Verbindungen der Beschuldigten zur Neonaziszene ließ sich bis jW-Redaktionsschluss am Dienstag nur spekulieren, da die Behörden sich über die Angaben ihrer Mitteilung hinaus bedeckt hielten. Eine Vermutung, um welche Akteure es sich bei zumindest einigen der Personen handeln könnte, äußerte der Journalist und Sachverständige für Schusswaffen Lars Winkelsdorf auf der Plattform X. Dabei verwies er am Dienstag auf einen von ihm am 22. Juni veröffentlichten Newsletterartikel, in dem er über zwei Männer berichtet hatte, die 2008 wegen Fortführung des in der BRD zuvor verbotenen »Blood and Honour«-Netzwerks zu Geldstrafen verurteilt worden waren. Die Hildesheimer Neonazis und Versandhändler Hannes K. und Hannes F. hätten demnach über spezielle Trainingskurse unter anderem Verbindungen zu Soldaten geknüpft und selbst Schießtrainings absolviert.

Bei einem der mutmaßlichen Neonazis habe das LKA bereits im April eine Pistole inklusive Munition beschlagnahmt, hieß es weiter. An den laufenden Ermittlungen, im Zuge derer die Razzien erfolgten, sei auch die Zentralstelle Terrorismusbekämpfung der Staatsanwaltschaft in Celle führend beteiligt.

Tageszeitung junge Welt am Kiosk

Die besonderen Berichterstattung der Tageszeitung junge Welt ist immer wieder interessant und von hohem Nutzwert für ihre Leserinnen und Leser. Eine gesicherte Verbreitung wollen wir so gut es geht gewährleisten: Digital, aber auch gedruckt. Deswegen liegt in vielen tausend Einzelhandelsgeschäften die Zeitung aus. Überzeugen Sie sich einmal von der Qualität der Printausgabe. 

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.

Ähnliche:

  • Mitglieder der Neonazigruppe »Deutsche Jugend Voran« (DJV) auf e...
    26.06.2025

    Wie Pilze aus dem Boden

    Razzia gegen »Blood and Honour«. Bundesweit entstehen viele neue Neonazigruppen
  • Gedenken an die sieben Toten des Brandanschlags von 1984 (Duisbu...
    27.08.2024

    Unerwünschte Sichtweisen

    40. Jahrestag des Anschlags auf Migranten in Duisburg. Überlebende kritisieren Behörden
  • Auf Posten: Anhänger von »Voice of Anger« bewacht den Parkplatz ...
    30.03.2022

    Braune Ableger

    Razzien gegen »Voice of Anger«. Bayerns größte rechte Skindheadgruppe expandiert westwärts

Mehr aus: Antifaschismus