China als Projektpartner
Von Thomas Berger
Die indonesische Regierung ist optimistisch. Fünf Regierungsprogramme der wirtschaftspolitischen »8 plus 4 plus 5«-Kampagne sollten in den kommenden Jahren bis zu drei Millionen Erwerbsstellen schaffen, hatte Indonesiens Wirtschaftsminister Airlangga Hartarto am Montag auf einer Pressekonferenz erklärt. Die Kampagne besteht aus acht im laufenden Jahr umzusetzenden Projekten, vier Programmen, die 2026 fortgesetzt werden und fünf weiteren zur Schaffung von Arbeitsplätzen. Die fünf Programme umfassen der Nachrichtenagentur Antara zufolge Dorfkooperativen, Fischerdörfer, die Revitalisierung von Aquakulturteichen, die Wiederbepflanzung von Kleinbauernplantagen und die Modernisierung von Fischereifahrzeugen.
Der Inselstaat verfüge derzeit über Devisenreserven von 152 Milliarden US-Dollar und über ein solides Bankensystem, zitierte die Zeitung Jakarta Globe den Wirtschaftsminister. Generell bleibe das Ziel ein Wirtschaftswachstum von mehr als fünf Prozent, betonte er. Die nationale Statistikbehörde BPS hatte Anfang September einen Handelsbilanzüberschuss von 4,17 Milliarden US-Dollar mitgeteilt, der allerdings die Energieimporte des Landes nicht mit einbezog. Nach wie vor sind es neben Eisen und Stahl vor allem Palmöl und Kohle, die den Export dominieren. Schon seit Mai 2020 wird damit Überschuss erzielt.
Die Regierung des seit Oktober 2024 amtierenden Präsidenten Prabowo Subianto hat das erklärte Ziel, die Ausfuhren durch Handelsabkommen auszuweiten. Zugleich deckt sich seine ökonomische Agenda mit der seines Amtsvorgängers Joko Widodo, auch mehr Wertschöpfung im Inland zu generieren und von den unter anderem erzreichen Inseln nicht nur Rohstoffe direkt zu exportieren. Der Überschuss in der Handelsbilanz in den ersten sieben Monaten des Kalenderjahres summierte sich laut BPS auf 23,65 Milliarden US-Dollar, das sind 7,4 Milliarden mehr als im Vorjahreszeitraum.
Während Indonesiens Handel mit den USA im ersten Halbjahr des laufenden Jahres einen Handelsüberschuss von 10,49 Milliarden US-Dollar aufwies, steht im Handel mit China ein deutliches Defizit. Das geht dem BPS zufolge vor allem auf Importe von Autos und Autoteilen zurück, die mit 2,71 Milliarden US-Dollar zu Buche schlagen. Der Großteil der Einfuhren bereits zusammengesetzter Fahrzeuge entfällt auf Chinas führenden Auto-Konzern BYD. Auch hier strebt die Regierung mittelfristig eine stärkere Produktion und Endfertigung im eigenen Land an.
Bei mehreren Großprojekten der Regierung kommt vor allem China als Partner in Frage. Die erst 2023 eröffnete neue Schnellbahnstrecke von der bisherigen Hauptstadt und größten Wirtschaftsmetropole Jakarta ins rund 150Kilometer entfernte Bandung soll künftig weiter bis nach Surabaya am Ostende der Hauptinsel Java ausgebaut werden. Zudem plant die Regierung seit einigen Jahren ein riesiges Staudammprojekt, das die Nordküste Javas gegen den ansteigenden Meeresspiegel schützen soll.
Der »Giant Sea Wall« genannte Verbund von Dämmen auf einer Länge von 500 Kilometern dürfte rund 80 Milliarden US-Dollar kosten. Das Projekt sei beim China-Besuch von Präsident Prabowo Anfang des Monats Teil der Unterredungen mit seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping gewesen, berichtete Jakarta Globe. Infrastrukturminister Agus Harimurti Yudhoyono hatte eine öffentlich-private Partnerschaft demnach als »beste Finanzierungslösung« für das Projekt bezeichnet. Im Frühjahr habe er bei einem Treffen mit dem chinesischen Vizepremier Ding Xuexiang um technische und finanzielle Unterstützung gebeten.
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