Kriegsgefahr in der Karibik
Von Jürgen Heiser
Washington eskaliert in seinem vorgeblichen Kampf gegen Drogenkartelle weiter: »Heute morgen haben die US-Streitkräfte auf meinen Befehl hin einen zweiten kinetischen Schlag gegen eindeutig identifizierte, außerordentlich gewalttätige Drogenkartelle und Drogenterroristen im Zuständigkeitsbereich des Southcom durchgeführt«, schrieb US-Präsident Donald Trump am Montag (Ortszeit) auf seinem Portal »Truth Social«. Die »bestätigten Drogenterroristen aus Venezuela« befanden sich demnach in internationalen Gewässern, drei Menschen wurden getötet. Laut Angaben aus Caracas, hatten sie nichts mit der von Trump verfolgten Gang »Tren de Aragua« zu tun. Der venezolanische Präsident Nicolás Maduro warf den USA daraufhin »eine anhaltende Aggression militärischer Natur« vor. Man kommuniziere zwar noch mit Washington, um die Rückkehr venezolanischer Bürger zu erleichtern, aber darüber hinaus sei die Kommunikation zwischen beiden Staaten »weggeworfen« worden, »sie wurde von Ihnen mit Ihren Drohungen von Bomben, Tod und Erpressung weggeworfen«, so Maduro bei einer Pressekonferenz in Caracas.
Unterdessen militarisiert Washington auch sein nördlich der Bolivarischen Republik Venezuela gelegenes sogenanntes Außengebiet Puerto Rico weiter. Am Sonnabend landeten sechs der zehn von Washington angekündigten Kampfjets vom Typ F-35 auf der ehemaligen Roosevelt Roads Naval Station in Ceiba. Zuvor waren bereits Hunderte US-Marinesoldaten auf die als Kolonie verwaltete Karibikinsel verschifft worden, um dort – laut offiziellen Angaben – eine Übung durchzuführen. Für viele Einwohner wecken die Aktivitäten des US-Militärs Erinnerungen an eine überwunden geglaubte Zeit, als die zum puertoricanischen Archipel gehörende Fischerinsel Vieques von der US-Marine und europäischen NATO-Truppen jahrzehntelang als Trainingsgelände für Bombenabwürfe missbraucht wurde. Die Unabhängigkeitsbewegung hatte es 2003 schließlich durch den beharrlichen lokalen Volkswiderstand und internationale Proteste geschafft, die US-Marine von Vieques zu vertreiben. Zurück blieb ein verwüstetes Gebiet mit der höchsten Krebsrate im gesamten Archipel aufgrund der Kontamination mit Schwermetallen. Ein Jahr später wurde auch die Naval Station auf der Hauptinsel geschlossen, der größte US-Marinestützpunkt in der Karibik. Nun fürchten viele Puertorriqueños die neue Aufrüstung der Insel für US-Interessen und als Startrampe für Kriegseinsätze in der Region.
Die US-Nachrichtenagentur AP nannte den militärischen Aufmarsch »einen Schritt, den einige auf der Insel kritisieren«. Dass dies nur »einige« Inselbewohner sein sollen, entspricht jedoch genausowenig den Tatsachen wie die Behauptung des Weißen Hauses, es gehe um den Kampf gegen »venezolanische Drogenkartelle«. Wie Claridad, die sozialistische Wochenzeitung der Unabhängigkeitsbewegung, meldete, versammelten sich vor und während der Landung des Marinekontingents vor der Muñiz Air Base der US-Luftwaffe Demonstranten, die Flaggen Puerto Ricos, Venezuelas, Kubas und Palästinas schwenkten. Um gegen die verstärkten militärischen Aktivitäten der USA zu protestieren, skandierten sie Slogans wie »Stützpunkte raus aus unserer Heimat Puerto Rico!«, »Kein Blut für Öl!« und »Mehr Schulen, weniger Waffen! Mehr Zukunft, weniger Waffen!«. Die Kommunalpolitikerin Edra Díaz Santiago von der Unabhängigkeitspartei Puerto Ricos kündigte in der vergangenen Woche an, im Regionalparlament von San Juan eine Resolution gegen die Remilitarisierungsbestrebungen einzureichen. Eine zweite Resolution fordert ähnliches. Santiagos Parteikollegin und Abgeordnete Nelie Lebrón mahnte: »Unsere Jugend darf nicht länger Kanonenfutter für die Armee des Invasionsimperiums sein.«
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