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Aus: Ausgabe vom 16.09.2025, Seite 2 / Ausland
Spanien

Proteste erzwingen Abbruch

Madrid: Palästina-Demonstration sorgt für vorzeitiges Ende der Vuelta
Von Carmela Negrete
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Hier sollte, hier konnte kein Rad mehr durchfahren. Blockade der Vuelta (Madrid, 14.9.2025)

Madrid war am Sonntag hochgerüstet. »So viele Polizisten hat man seit dem NATO-Gipfel 2022 nicht mehr gesehen«, berichteten in sozialen Netzwerken Demonstranten, die gleichentags gegen das Finale des Straßenradrennens Vuelta a España protestierten. Gepanzerte Fahrzeuge und Wasserwerfer kamen zum Einsatz, konnten aber nicht verhindern, dass die Schlussetappe der Vuelta vorzeitig abgebrochen werden musste.

Der Protest sollte zum Ausdruck bringen, dass das am Wettbewerb teilnehmende israelische Radsportteam Israel-Premier Tech in ganz Spanien nicht willkommen sei. Nach Angaben des spanischen Innenministeriums hatten sich am Sonntag rund 100.000 Menschen in der spanischen Hauptstadt versammelt – ein Zeichen dafür, dass die Proteste im Laufe der Vuelta immer stärkeren Zulauf erhielten.

Der maßgebliche Sponsor des kritisierten Teams, der israelisch-kanadische Unternehmer Sylvan Adams, ist ein Vertrauter des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu, der international wegen des laufenden Völkermords an der palästinensischen Bevölkerung in der Kritik steht.

»Ich habe hier palästinensische Flaggen gesehen und möchte sagen, dass die Vuelta heute endet – unsere Vuelta. Wir respektieren und bewundern die Sportler, aber wir zeigen auch unseren Respekt vor einem Volk wie dem spanischen, das sich für gerechte Anliegen stark macht«, sagte Ministerpräsident Pedro Sánchez vom sozialdemokratischen PSOE am Sonntag bei einer Veranstaltung in Andalusien.

Auch Fran Martín Aguirre, Delegierter der spanischen Regierung für die Region Madrid, zeigte sich solidarisch mit den Protestierenden. »Ich möchte hier eine klare Botschaft senden: in Madrid wurden in den vergangenen Monaten nicht 65.000 Kinder ermordet, man hat keine Krankenhäuser bombardiert, man hat nicht auf Mädchen und Jungen geschossen, wir lassen hier keine Menschen verhungern.« Der Protest in Madrid sei »eine Botschaft der Solidarität, der Humanität und der Empathie gegenüber den Leiden des palästinensischen Volkes«. Eine große Mehrheit habe auf friedliche Weise demonstriert.

Ganz so friedlich ging es dann doch nicht zu, was indes auf den Einsatz der Ordnungskräfte zurückzuführen war, wie zahlreiche Fotos und Videos dokumentieren. In Madrid ist der PSOE Oppositionspartei. Der regierende Bürgermeister José Luis Martínez-Almeida und Isabel Díaz Ayuso, Präsidentin der Region, beide vom rechtskonservativen PP, hatten sich hinter das israelisch-kanadische Team gestellt. An den Protesten nahmen auch Politiker der linken Oppositionspartei Podemos teil, darunter die Europaabgeordnete Irene Montero und die Generalsekretärin Ione Belarra. Auch der Generalsekretär der mitregierenden Kommunistischen Partei PCE, Enrique Santiago, demons-trierte mit. »Das spanische Volk hat ein Beispiel für Würde gegeben, während die EU und der Sicherheitsrat der UNO wegschauen«, sagte Santiago gegenüber der Presse und fügte hinzu: »Der Internationale Radsportverband muss aufgelöst werden.«

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